Politik

Friedensnobelpreis-Spekulation Snowden, Malala oder Papst Franziskus?

Die Medaille des Friedensnobelpreises könnte an die Pakistanerin Malala Yousafzai gehen. Snowden und Papst Franziskus dagegen sind unwahrscheinliche Kandidaten.

Die Medaille des Friedensnobelpreises könnte an die Pakistanerin Malala Yousafzai gehen. Snowden und Papst Franziskus dagegen sind unwahrscheinliche Kandidaten.

(Foto: dpa)

Die Bekanntgabe des Preisträgers für den Friedensnobelpreis ist der Höhepunkt der Nobelpreiswoche. Auf einige naheliegende Kandidaten kommt jeder, einige weniger bekannte Favoriten haben die Insider in Oslo auf ihrer Liste.

Am Freitag wird in Oslo der diesjährige Träger des Friedensnobelpreises bekannt gegeben, und wie jedes Jahr gibt es eifrige Spekulationen über die Entscheidung des fünfköpfigen Nobelkomitees. In diesem Jahr zählen zwei höchst unterschiedliche Persönlichkeiten zu den Favoriten: der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und Papst Franziskus. So sieht es jedenfalls der Direktor des Osloer Friedensforschungsinstituts (Prio), Kristian Berg Harpviken.

Der Norweger gehört zu den wenigen Experten weltweit, die sich alljährlich mit einer Favoritenliste an die Öffentlichkeit wagen - und das, obwohl er noch nie einen Treffer landete. In diesem Jahr besetzt Snowden auf Harpvikens Liste Platz zwei hinter Papst Franziskus.

Snowden wäre wohl zu gewagt

Snowdens Auszeichnung wäre ein Affront gegen die USA. Ob sich das schwedische Nobelkomitee das traut?

Snowdens Auszeichnung wäre ein Affront gegen die USA. Ob sich das schwedische Nobelkomitee das traut?

(Foto: picture alliance / dpa)

Der IT-Experte Snowden sorgte im vergangenen Jahr mit seinen Enthüllungen über die Spionageaktivitäten des US-Geheimdienstes NSA weltweit für Aufsehen. Er lebt im russischen Exil, bei einer Rückkehr in seine Heimat droht ihm eine hohe Strafe. Snowden wäre ein höchst umstrittener Preisträger, räumt Harpviken ein. Schließlich gelte er vielen als "Verräter und Krimineller".

Gleichzeitig könnte das Nobelkomitee mit einer Entscheidung für Snowden seine Unabhängigkeit von den Regierungen Norwegens und der USA unterstreichen, wie es auf der von Nobel-Historikern betriebenen Webseite "nobeliana.com" heißt, die ebenfalls eine Favoritenliste führt. "Es wäre wirklich mutig, Snowden auszuzeichnen", sagt Robert Haardh von der schwedischen Menschenrechtsorganisation Civil Rights Defenders. "Aber nach den Erfahrungen der Vergangenheit sehe ich das nicht. Es ist zu kontrovers - und die Skandinavier halten zu den USA."

Die Pakistanerin Malala Yousafzai war schon 2013 eine Kandidatin.

Die Pakistanerin Malala Yousafzai war schon 2013 eine Kandidatin.

(Foto: AP)

Ebenfalls gewagt wäre es, Franziskus nur anderthalb Jahre nach seiner Wahl zum Papst auszuzeichnen. Für Prio-Direktor Harpviken hat der Argentinier aber wegen seines Einsatzes für die Belange der Armen gute Chancen auf eine Auszeichnung. "Die massive weltweite Ungleichverteilung des Wohlstandes schadet dem Frieden", sagt er. "Papst Franziskus hat dem Schicksal der Armen sowie der Notwendigkeit eines neuen Ansatzes in der Entwicklung und ökonomischen Verteilung Aufmerksamkeit geschenkt."

Doch für Kritiker würde das Nobelkomitee mit einer Auszeichnung des Papstes denselben Fehler begehen wie 2009: Damals wurde US-Präsident Barack Obama nicht einmal ein Jahr nach seinem Amtsantritt mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Vielfach wurde bemängelt, Obama sei geehrt worden, um sein Vorgehen in der Zukunft zu beeinflussen, nicht für das bereits von ihm Erreichte.

Unbekannte Kandidaten ebenfalls aussichtsreich

Weniger kontrovers wäre wohl eine Entscheidung für die 17-jährige Pakistanerin Malala Yousafzai, die 2012 wegen ihres Einsatzes für Schulbildung für Mädchen von radikalislamischen Taliban schwer verletzt wurde. Auf "nobeliana.com" wird sie als Favoritin gehandelt, gefolgt von Snowden. Auch der Arzt Denis Mukwege, der Vergewaltigungsopfer in der Demokratischen Republik Kongo behandelt, gehört demnach zu den Favoriten. Ein Preisträger aus Russland wäre ebenfalls denkbar, etwa die Oppositionszeitung "Nowaja Gaseta". Diese hatte der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow mit dem Preisgeld seines Friedensnobelpreises von 1993 mitbegründet.

Im vergangenen Jahr erhielt die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), die unter anderem die Entsorgung der syrischen Chemiewaffen überwacht, den Friedensnobelpreis. In diesem Jahr dürfte das Nobelkomitee es besonders schwer haben: "Dieses Jahr war von vielen Dramen geprägt", sagte Harpviken der norwegischen Nachrichtenagentur NTB. Er nimmt an, dass das Nobelkomitee einen Kandidaten sucht, mit dessen Kür es eine Botschaft zu einem der akuten Konflikte in der Welt aussenden kann. "Aber das bedeutet nicht, dass sie einen finden."

Quelle: ntv.de, Tom Sullivan, AFP

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