Corona-Testpanne in Bayern Söder entschuldigt sich und watscht Huml ab
13.08.2020, 15:59 Uhr
Zehntausende Corona-Tests liegen in bayerischen Laboren, ohne dass die Ergebnisse an die Betroffenen übermittelt werden. Für Ministerpräsident Söder ein großer Fehler. Die zuständige Ministerin bietet ihren Rücktritt an. Söder lehnt ab - und erhöht den Druck.
Nach den Fehlern bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern hat sich Ministerpräsident Markus Söder bei den Betroffenen entschuldigt. Es tue der ganzen Staatsregierung leid, sagte er. Dies sei "ärgerlich, bedauerlich und nicht der Anspruch den Bayern an sich hat. Es tut der ganzen Staatsregierung leid." Die zuständige Gesundheitsministerin Melanie Huml habe zweimal ihren Rücktritt angeboten. Er aber habe weiter Vertrauen in sie.
Zugleich verteidigte der 53-Jährige die Testungen. "Es ist eine große Panne passiert", allerdings "in der Umsetzung, nicht in der Strategie". Das "Tempo wird nicht von mir gemacht, sondern von Corona bestimmt". Einmal mehr warnte Söder eindringlich vor den Gefahren des Virus. "Wenn wir nicht aufpassen, stehen wir in einigen Wochen vor einer ganz schwierigen Situation."
Als Reaktion auf die Panne erhöhte Söder dennoch den Druck auf Gesundheitsministerin Huml. Er habe sie gefragt, ob sie das Amt noch ausführen wolle und könne. Sie wolle die "Scharte nun auswetzen", sagte er. Es handele sich um keinen kleinen, sondern einen großen Fehler. "Es gehört in diesen Zeiten dazu: Fehler passieren." Darüber hinaus werde das Personal im zuständigen Landesamt aufgestockt. Die Verantwortung für die Testzentren habe zudem ab sofort das Innenministerium.
Der Leiter des bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, wechselt ins Gesundheitsministerium. Dieser hatte eingeräumt, die Behörden hätten die Zahl der Tests bei Weitem unterschätzt und seien überrollt worden. Die Testzentren an Autobahnraststätten an der Grenze zu Österreich, an Flughäfen und an den Hauptbahnhöfen München und Nürnberg waren zum Ferienstart in Bayern in Windeseile aus dem Boden gestampft worden. Das Bayerische Rote Kreuz hatte zunächst mit Freiwilligen die Organisation übernommen und später bemängelt, es hätte mehr Vorbereitungszeit benötigt.
Die bayerische Staatsregierung hatte am Mittwoch eingestehen müssen, dass die Verzögerungen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern weitaus größere Ausmaße haben als bisher bekannt. 44.000 Reiserückkehrer warteten demnach noch auf die Ergebnisse ihrer Tests an bayerischen Autobahnen. Darunter befinden sich auch 1000 positiv Getestete. Hauptgrund ist laut Huml, dass die Daten der Testpersonen zunächst nur händisch auf Papier festgehalten werden konnten.
+++ Update: In früheren Versionen des Textes hatten wir gemeldet, dass der Leiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ins Innenministerium wechselt. Dazu gab es zunächst widersprüchliche Angaben aus der Staatsregierung. +++
Quelle: ntv.de, jwu/dpa