Politik

Attentäter machte Selfie Spähte Amri Merkels Wohnhaus aus?

Elf Menschen kamen bei dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz ums Leben.

Elf Menschen kamen bei dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz ums Leben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Ein Foto belegt: Kurz vor dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt hielt sich Attentäter Anis Amri vor dem Wohnhaus von Kanzlerin Merkel auf. In den Ermittlungsakten findet sich dazu aber kein Hinweis.

Der Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, hat vor seinem Anschlag möglicherweise auch den Wohnsitz von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgekundschaftet. Dem ARD-Magazin "Kontraste" und "rbb24" liegen Fotos vor, die das Bundeskriminalamt (BKA) auf dem Handy des Islamisten sichergestellt hat. Unter den Aufnahmen ist auch ein Selfie, das Amri vor dem Wohnsitz der Kanzlerin zeigt.

Das Selfie zeigt Amri in schwarzer Daunenjacke wenige Meter entfernt vor dem Wohnhaus Merkels in Berlin-Mitte. Die private Anschrift der Kanzlerin ist seit Langem bekannt. Aus Sicherheitsgründen wird das Objekt rund um die Uhr von Polizisten bewacht. Weitere Fotos zeigen Amri im Umkreis des Berliner Doms. Die sichergestellten Fotos sollen am 23. Oktober 2016 entstanden sein - knapp sieben Wochen vor dem Weihnachtsmarkt-Attentat.

Bundesanwaltschaft will sich nicht äußern

Laut "Kontraste" und "rbb24" kommen die BKA-Ermittler in ihrem Auswertungsvermerk zu dem Schluss, dass Amri den Bereich um den Berliner Dom "als potenzielles Anschlagsziel in Betracht gezogen haben könnte." Im Bezug auf das Selfie vor dem Wohnhaus der Kanzlerin erwähnen die Ermittler in ihrer Auswertung jedoch nur das benachbarte Magnus-Haus, den Sitz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Vom Wohnhaus Merkels ist keine Rede. 

"Dass hier nicht mal die Option, dass hier auch das Haus der Kanzlerin betroffen sein könnte, in den Akten vermerkt ist, hat uns sehr irritiert.", sagte der Innenexperte Konstantin von Notz dem Magazin "Kontraste". Der Grünen-Politiker hält es für unwahrscheinlich, dass Amri zufällig an dem Wohnsitz vorbeikam, um ein Foto zu machen. "Wenn man die Fotos anschaut, kommt man zu dem Schluss: Er war sicher, einen Anschlag begehen zu wollen, aber er hat noch das genaue Ziel gesucht."

Eine Anfrage, ob das Kanzleramt über den Vorgang informiert wurde, blieb laut "Kontraste" und "rbb24" unbeantwortet. Die für die Ermittlungen zuständige Bundesanwaltschaft wollte die Vorgänge dem Recherche-Team zufolge ebenfalls nicht kommentieren.

Im Herbst 2016 hatte Amri noch weitere Orte in Berlin aufgenommen, darunter die Oberbaumbrücke in Kreuzberg und schließlich den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz. Bei dem Anschlag vom 19. Dezember starben auf dem Breitscheidplatz 11 Personen, 55 weitere Besucher wurden verletzt. Nach dem Anschlag konnte Amri zunächst entkommen. Er starb vier Tage später bei einem Schusswechsel mit Polizisten in Italien.

Quelle: ntv.de, jpe

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