Politik

"Impfstart ruckelt vereinzelt" Spahn: Schulen lieber eine Woche länger zu als zu kurz

Spahn zeigt Verständnis für die Schuldebatte.

Spahn zeigt Verständnis für die Schuldebatte.

(Foto: dpa)

Dass der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird, gilt inzwischen als sicher. Zu hoch sind die Infektionszahlen. Dadurch gerät nun auch das Thema Schule in den Blick. Dabei zeichnet sich bislang keine einheitliche Linie ab.

Immer mehr Ministerpräsidenten äußern Zweifel an einem Ende des Lockdowns Mitte Januar. Parallel dazu entbrennt nun eine Debatte um die Themen Schule und Kita. "Normal und nachvollziehbar", sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Vormittag bei einer Pressekonferenz in Berlin dazu. "Gleichzeitig bin ich jedenfalls im Zweifel dafür, lieber jetzt am Stück eine Woche zu lang als eine Woche zu wenig." Zuvor hatte der Lehrerverband seine Einschätzung bekräftigt, dass es nach den Weihnachtsferien zunächst keinen Normalbetrieb an den Schulen geben wird.

Allen sei klar, dass das im Januar nach den Ferien nicht möglich sein werde, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger bei ntv. "Die Infektionslage wird das nicht zulassen" Deswegen müsse man sich weiter entweder auf Distanzunterricht oder Wechselbetrieb vorbereiten. Mit Blick auf etwaige Prüfungen sagte er weiter "Wir haben ja einige Bundesländer, die schon ihre Abschlussprüfungstermine verschoben haben." Es müsse überlegt werden, ob sie nochmals verschoben werden müssten und was getan werden müsse, um die Schüler fit zu bekommen für die Prüfungen.

Derweil plädierte Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann für eine schnelle Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts. Jüngst hatte sie angekündigt, sich unabhängig von den Coronazahlen für die Öffnung von Schulen bis zur siebten Klasse und in den Abschlussklassen einzusetzen - woraufhin ihr das baden-württembergische Staatsministerium auf Twitter widersprach. Ihre rheinland-pfälzische Amtskollegin Stefanie Hubig will indes am Fernunterricht festhalten. Der "Rheinischen Post" sagte die Chefin der Kultusministerkonferenz, dass in ihrem Bundesland bis zum 15. Januar alle Schulen im Fernunterricht blieben. Als Bildungspolitikerin habe sie jedoch das Ziel, "so schnell es geht wieder Schule in der Schule zu ermöglichen - wenn es sein muss, erst mal auch nur für jüngere Kinder und die Abschlussklassen".

Entscheidungen werden spätestens am Dienstag erwartet, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten über die Zeit nach dem zunächst bis 10. Januar befristeten Lockdown beraten. Einen Tag vorher wollen sich die Kultusminister der Länder in der Schulfrage abstimmen. Möglicherweise aber verkünden einzelne Bundesländer auch schon vorher ihre Pläne - Bildung ist Ländersache. So hat etwa Hamburg die vom 5. bis 10. Januar ausgesetzte Anwesenheitspflicht in Schulen um eine Woche verlängert. Zudem schloss der Senat nicht aus, dass es auch in den letzten beiden Januarwochen keinen regulären Präsenzunterricht geben wird.

Spahn: Von Normalität weit entfernt

Unterdessen hat Gesundheitsminister Spahn eine vollständige Aufhebung des Lockdowns angesichts der jüngsten Corona-Infektionszahlen ausgeschlossen. Die Infektions- und Todeszahlen zeigten, "dass wir von einer Normalität, wie wir sie uns wünschen, noch sehr weit entfernt sind", sagte er. "Ich sehe also nicht, wie wir in dieser Situation zurückkehren können in den Modus vor dem Lockdown - so schwer es fällt", betonte er. "Das gilt auch für Silvester." Es sei notwendig, "dass dieses das wahrscheinlich ruhigste Silvester werden wird, an das sich Deutschland erinnern kann".

Man erlebe gerade in der Pandemie eine Zeit der Gegensätze zwischen Hoffnung und Leid. Grund zur Zuversicht biete der Impfbeginn. Der Minister räumte ein, dass es zum Start der Kampagne vereinzelt Probleme gegeben habe: "Ja, es ruckelt an der einen oder anderen Stelle." Insgesamt aber sei die "größte Impfkampagne in der Geschichte Deutschlands erfolgreich angelaufen", sagte er.

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"Bis der Schutz in der Fläche wirkt, brauchen wir unsere bewährten Mittel weiter", hob Spahn aber hervor. Derzeit brauche man auf jeden Fall ganz allgemein weiter eine starke Kontaktreduzierung. Schließungen im öffentlichen Bereich ergäben nur Sinn, "wenn wir auch im privaten Bereich Kontakte reduzieren".

Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, rief dazu auf, die Kontakte weiter "auf das Allernötigste" zu verringern. "Lassen Sie uns dem Virus gemeinsam den Wind aus den Segeln nehmen." Das Coronavirus sei in allen Altersgruppen verbreitet, und dies werde auch "noch viele Wochen so sein". Der zugelassene Biontech-Impfstoff sei "nach allen vorliegenden Daten sicher und wirksam". Es sei ein "verträglicher Impfstoff, bei dem der Nutzen die Risiken weit überwiegt", betonte der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek.

Quelle: ntv.de, jwu/dpa/AFP

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