"Kein Übermut aus Zuversicht" Spahn warnt vor Wettbewerb beim Öffnen
10.05.2021, 13:14 Uhr
Gesundheitsminister Spahn warnt vor einem Überbietungswettbewerb bei Corona-Öffnungen.
(Foto: dpa)
Für immer mehr deutsche Regionen deutet sich ein Ende der Bundes-Notbremse an. Gesundheitsminister Spahn mahnt die Länder allerdings zu Zurückhaltung bei Öffnungsschritten. Insbesondere beim Thema Reisen sieht er Anlass zur Vorsicht.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat angesichts sinkender Infektionszahlen vor einem "politischen Überbietungswettbewerb" bei den Corona-Öffnungsschritten gewarnt. "Wir lockern gerade bei deutlich höheren Inzidenzen als Länder mit deutlich höherer Impfquote", sagte er in Berlin. "Es darf aus der Zuversicht kein Übermut werden." Wenn Bundesländer, die unter die Sieben-Tage-Inzidenz von 100 fallen, nun Öffnungsschritte planten, dann rate er zu Öffnungen im Außenbereich. Dort sei der Risikofaktor "mindestens um den Faktor zehn geringer als drinnen".
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat zum Start in die neue Woche 6922 neue Corona-Fälle gemeldet. Das sind 2238 Fälle weniger als am Montag vor einer Woche. Weil mittlerweile sieben Bundesländer unter der Schwelle von 100 liegen, wollen Länder wie Mecklenburg-Vorpommern diese Woche über Lockerungen beraten. Hamburg hat die Aussetzung der Bundes-Notbremse bereits angekündigt. Für die Aufhebung der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen der Notbremse sind fünf Werktage in Folge unter 100 nötig.
Die regionalen Unterschiede sind laut RKI weiter groß: Thüringen ist mit einer Inzidenz von 177,2 das Bundesland mit dem höchsten Wert. Schleswig-Holstein registriert mit 50,8 erneut den niedrigsten Wert. In etwas mehr als der Hälfte der deutschen Regionen greift die Bundes-Notbremse. Von den 412 Regionen, die das RKI ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), überschreiten 229 mindestens drei Tage lang die ausschlaggebende 100er-Marke bei der Sieben-Tage-Inzidenz.
Auch beim Thema Reisen warnte Spahn vor Übermut. "Das Gefühl ist im Moment besser als die Lage", sagte er. Bei der Reiseaktivität sei nicht allein die Inzidenz am Zielort entscheidend, sondern auch der Weg. Wenn überhaupt schon Öffnungsschritte gegangen werden, müsse dies sehr stark testgestützt gemacht werden. "Auch aus Selbstschutz der Regionen macht es sehr viel Sinn, nicht durch zu viel Mobilität es gleich schon am Anfang zu gefährden."
Spahn kündigte weiter an, dass noch in dieser Woche die Einreiseverordnung dahingehend geändert wird, dass Geimpfte und Genesene dann bei der Einreise Personen mit negativem Test gleichgestellt werden. Zudem erklärte er, dass Deutschland bis Ende Juni rund zehn Millionen Impfdosen des Herstellers Johnson & Johnson erwarte, der ohne Priorisierung verimpft werden soll.
Fast ein Drittel erstgeimpft
Die deutsche Impfleistung ist derweil im Wochenvergleich leicht angestiegen. Am Sonntag wurden bundesweit insgesamt 268.787 Impfdosen verabreicht, wie aus dem aktuellen Impfquotenmonitoring des RKI hervorgeht. Am Sonntag vor einer Woche waren es 262.052. Im Wochenvergleich steigt vor allem die Zahl der Zweitimpfungen deutlich: Sie konnte von rund 67.300 auf etwa 97.900 gesteigert werden. Die vergleichsweise niedrige Tagesleistung hebt die Rolle der Hausärzte hervor: Weil am Wochenende viele Arztpraxen geschlossen sind, können deutlich weniger Impfungen vorgenommen werden. In der Summe gab es bundesweit am Sonntag nur 11.035 Hausarztimpfungen.
Die Zahl der insgesamt verabreichten Covid-19-Impfdosen in Deutschland ist mittlerweile auf mehr als 35 Millionen gestiegen. Laut RKI sind nun mehr als 27,27 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft, das entspricht einer Quote von 32,8 Prozent. Die Quote nach Zweitimpfungen liegt bei 9,4 Prozent, also mehr als 7,81 Millionen voll geimpften Personen.
Quelle: ntv.de, cri/rts/dpa