Politik

"Warnung" an Journalisten? Spuren im Fall Kuciak führen zur Mafia

Enthüllungsjournalist Jan Kuciak

Enthüllungsjournalist Jan Kuciak

(Foto: AP)

Enthüllungsjournalist Jan Kuciak will ein korruptes Netzwerk aufdecken, das bis in slowakische Regierungsstellen reichen soll. Seine Recherchen bezahlen er und seine Partnerin mit dem Leben. Erste Hinweise zeigen in Richtung der italienischen Mafia.

Hinter dem Doppelmord an einem slowakischen Aufdeckungsjournalisten und seiner Verlobten steckt nach Medienberichten möglicherweise die italienische Mafia. Die letzte Reportage des ermordeten Jan Kuciak sollte offensichtlich ein Netzwerk mit Verbindungen bis in höchste slowakische Regierungsstellen offenlegen. Den unvollständigen Text veröffentlichten am Mittwochmorgen mehrere slowakische Medien in Zusammenarbeit mit dem Internetportal Aktuality.sk, für das Kuciak gearbeitet hatte.

Die Polizei hatte Kuciak und seine Verlobte am Sonntag erschossen in ihrem Haus in Velka Maca, östlich von Bratislava, aufgefunden. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico setzte eine Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter in Höhe von einer Million Euro aus. Berichten zufolge wurde um die Leichen herum Munition drapiert. Die Zeitung "Pravda" beschrieb die Szene als "Warnung". Der Mord wurde international verurteilt. Die EU und die UN verlangten eine schnelle und gründliche Untersuchung des Falls.

Zugang zu geheimsten Staatsinformationen

Wie Populist Robert Fico zu Journalisten steht, ist eindeutig: Er bezeichnete sie unter anderem als "schmutzige, anti-slowakische Prostituierte".

Wie Populist Robert Fico zu Journalisten steht, ist eindeutig: Er bezeichnete sie unter anderem als "schmutzige, anti-slowakische Prostituierte".

(Foto: picture alliance / Bernd von Jut)

Polizeichef Tibor Gaspar erklärte, dass das Motiv für den Mord "höchstwahrscheinlich mit der investigativen Arbeit des Journalisten" im Zusammenhang stehe. Vermutungen in diese Richtung hatte Anfang der Woche auch schon Tom Nicholson, der Enthüllungsjournalist der Tageszeitung "Sme", geäußert. Nach Kuciaks Recherchen hatten sich mutmaßliche Mitglieder der kalabrischen 'Ndrangheta im Osten der Slowakei auf Steuerbetrug um fingierte Rechnungen sowie Betrügereien um EU-Förderungen spezialisiert.

Sollten Kuciaks Recherchen stimmen, hat sogar die persönliche Assistentin Ficos, Maria Troskova, für italienische Unternehmer gearbeitet, die mit der Mafia in Verbindung und deshalb im Visier der italienischen Justiz gestanden haben sollen.

"Schleimige Schlangen"

Der politische Analyst Grigorij Meseznikov vermutet, der Mord und seine möglichen Verbindungen zur slowakischen Polit-Elite "könnten ein politisches Erdbeben auslösen". Transparency International führt die Slowakei auf seiner Liste der korruptesten EU-Länder auf Platz sieben.

Der Populist Fico ist bekannt für seine scharfe Kritik an den Medien. Bei einer Pressekonferenz im Jahr 2016 nannte er Journalisten "schmutzige, anti-slowakische Prostituierte". Andere von ihm benutze Bezeichnungen waren "einfache, alberne Hyänen" und "schleimige Schlangen".

Die slowakische Polizei hatte schon vor der neuesten Veröffentlichung angekündigt, eng mit italienischen Behörden zusammenarbeiten zu wollen. In Bratislava nahmen am Montagabend Hunderte Menschen an einer Mahnwache für die beiden Ermordeten teil. Weitere Proteste sind für Mittwoch und Freitag geplant.

Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP

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