Politik

"La Belle"-Attentat vorher bekannt Stasi spionierte West-Berliner Polizei aus

Bei dem Anschlag auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" kamen drei Menschen ums Leben.

Bei dem Anschlag auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" kamen drei Menschen ums Leben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Bombenschlag auf die West-Berliner Diskothek "La Belle" riss mehrere Menschen in den Tod. Nach der Auswertung zahlreicher Akten wird nun bekannt: Die DDR-Staatssicherheit war bereits im Voraus über das blutige Attentat bestens informiert.

Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt (l.) und Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin stellen die Studie zur Einflussnahme der Stasi auf die Westberliner Polizei vor.

Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt (l.) und Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat der FU Berlin stellen die Studie zur Einflussnahme der Stasi auf die Westberliner Polizei vor.

(Foto: picture alliance / dpa)

Fast alle West-Berliner Polizisten waren vor dem Mauerfall im Visier der DDR-Staatssicherheit. Die Stasi habe etwa 80 Prozent der rund 20.000 Polizeibeamten und Mitarbeiter mit beruflichen und persönlichen Informationen registriert, lautet das Ergebnis einer Forschungsgruppe der Freien Universität Berlin. Auch der Telefon- und Funkverkehr der Polizei sei umfassend abgehört worden.

Aus den ausgewerteten Stasi-Akten ergab sich auch, dass der DDR-Geheimdienst über den tödlichen Bombenanschlag auf die West-Berliner Disco "La Belle" im Jahr 1986 schon im Voraus bestens informiert war. Bei dem Anschlag vermutlich libyscher Terroristen auf die von US-Soldaten besuchte Diskothek starben damals drei Menschen.

Die Stasi forschte die West-Berliner Polizei zwar gründlich aus, direkten Einfluss auf deren Arbeit konnte sie aber nicht nehmen, stellten die Forscher fest. In den rund 180 Ordnern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) stießen sie auf etwa 200 Stasi-IM in den Reihen der West-Berliner Polizei. Die meisten arbeiteten in den Jahren bis 1972. Nur elf Stasi-Spitzel waren zwischen 1973 und 1989 aktiv.

"Die Stasi wusste fast alles"

Ein Polizist am Flughafen Tegel erhielt in sieben Jahren umgerechnet rund 240.000 Euro für gelieferte Informationen. Zuträger der Stasi war auch ein Scharfschütze der Polizei, der Informationen über Staatsbesuche und Schutzmaßnahmen lieferte. Ab den 70er Jahren konzentrierte sich die Stasi verstärkt auf das Abhören von Gesprächen und das "Abschöpfen" von Informanten.

Gesammelt wurden tausende Fotos von Polizisten und Dienstgebäuden, Dienstgrade, Beförderungen, Hobbys oder Schuldenstände, sowie Adressen, Auto-Kennzeichen, Telefonnummern und Lagepläne. Der Leiter der Untersuchung, Klaus Schroeder, sagte: "Die Stasi wusste fast alles über die West-Berliner Polizei. Das ist erstaunlich."

Fall Kurras stieß historische Forschung an

Bei der Untersuchung handelt es sich um den zweiten Teil eines Berichts zur Geheimdiensttätigkeit der Stasi in den Reihen der West-Berliner Polizei, den der Polizeipräsident der Hauptstadt vor mehreren Jahren in Auftrag gegeben hatte. Der erste Abschnitt zu den 1950er und 1960er Jahren war schon 2011 erschienen.

Auslöser der historischen Erforschung der Stasi-Tätigkeiten war 2009 die Entdeckung, dass der ehemalige West-Berliner Polizist Karl-Heinz Kurras, der 1967 den Studenten Benno Ohnesorg erschossen hatte, ein Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des MfS gewesen war. Der Tod Ohnesorgs gilt als einer der Auslöser für die Radikalisierung der westdeutschen Studentenbewegung.

Quelle: ntv.de, cri/dpa/AFP

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