"Frist ist eine rote Linie" Taliban lehnen Verlängerung der Evakuierungsmission ab
23.08.2021, 12:58 Uhr
Berichte über mutmaßliche Vergeltungsaktionen bezeichnen die Taliban als "Fake".
(Foto: imago images/UPI Photo)
Bis Ende August garantieren die Taliban einen friedlichen Abzug der ausländischen Bevölkerung. Sollte die Evakuierungsmission verlängert werden, käme das einer militärischen Besatzung gleich. Das werde dann "eine Reaktion hervorrufen", so ein Sprecher der Miliz.
Die Taliban wollen einer Verlängerung der Evakuierungsmission westlicher Staaten aus Afghanistan nicht zustimmen. Das sagte ein Sprecher der militant-islamistischen Organisation dem britischen Nachrichtensender Sky News. "Würden die USA oder Großbritannien zusätzliche Zeit erbeten, um die Evakuierungen fortzusetzen, wäre die Antwort ein Nein", sagte Suhail Schahin, ein Mitglied der Taliban-Delegation in Doha, der Hauptstadt Katars.
Die für den 31. August festgesetzte Frist sei eine "rote Linie", so Schahin weiter. Sie zu verschieben, käme einer Verlängerung der militärischen Besatzung seines Landes gleich. Dazu gebe es keinen Grund. Er fügte hinzu: "Es wird Misstrauen schaffen zwischen uns. Wenn sie vorhaben, die Besatzung zu verlängern, wird das eine Reaktion hervorrufen".
Den großen Andrang am Flughafen in Kabul erklärte Schahin mit dem Wunsch vieler Menschen, der Armut in Afghanistan zu entfliehen. Ängste vor Unterdrückung durch die Taliban würden als Vorwand genutzt und seien unbegründet. Berichte über Vergeltungsaktionen von Taliban-Kämpfern an Journalisten, ehemaligen Regierungsmitarbeitern und anderen vermeintlichen Kollaborateuren bezeichnete er als "Fake". Jeder Vorfall werde untersucht. Wer sich schuldig mache, werde zur Verantwortung gezogen.
US-Präsident Joe Biden hatte eine Verlängerung der Evakuierungsmission nicht ausgeschlossen, zugleich aber deutlich gemacht, er hoffe, sie werde nicht notwendig sein. Der britische Premierminister Boris Johnson will bei einem virtuellen Gipfel der G7-Staats- und Regierungschefs am Dienstag bei Biden für eine Ausweitung der Frist werben.
Quelle: ntv.de, mba/dpa