US-Truppen aus Kabul abgezogen Taliban wollen "gute Beziehungen" zu USA
31.08.2021, 08:12 Uhr
Ein Taliban-Kämpfer patrouilliert durch die Straßen Kabuls.
(Foto: picture alliance/dpa/Sputnik)
Mit dem Abflug der letzten Militärmaschine der US-Truppen kontrollieren die Taliban auch den Flughafen in Kabul. Ein Fluchtweg für Schutzbedürftige aus Afghanistan ist damit versperrt - vorerst. Die radikal-islamischen Kämpfer beteuern, mit den USA zusammenarbeiten zu wollen.
Nach dem Abzug der US-Truppen wollen die radikalislamischen Taliban nach eigenen Angaben ein "gutes" Verhältnis zu den USA. "Wir wollen gute Beziehungen zu den USA und der ganzen Welt haben", sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bei einer Rede am Flughafen in Kabul. "Wir begrüßen gute diplomatische Beziehungen mit allen." Die NATO-Staaten vertrauen jedoch nicht auf die Aussagen der Taliban und setzen ihre Hoffnungen auf die Türkei, um möglichst bald weitere schutzbedürftige Menschen aus Afghanistan zu bringen.
Mudschahid beglückwünschte die Afghanen zu ihrem "Sieg", wenige Stunden nachdem die letzten US-Soldaten das Land um kurz vor Mitternacht verlassen hatten. "Glückwunsch an Afghanistan, dieser Sieg gehört uns allen", sagte der Taliban-Sprecher, der auf der Landebahn des Kabuler Flughafens stand.
Noch immer sitzen viele afghanische Ortskräfte und andere schutzbedürftige Menschen in Afghanistan fest und fürchten Vergeltung der Taliban. Ob über den beschädigten Kabuler Flughafen bald wieder zivile Flüge möglich sein werden, ist unklar. Der FDP-Außenpolitiker Alexander Graf Lambsdorff hofft auf die Unterstützung der Türkei bei der Rettung. "Die Türkei ist Mitglied der NATO und sunnitisch dominiert, auch die Taliban sind Sunniten", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Dies prädestiniere Ankara für diese Aufgabe.
Ermöglicht die Türkei zivile Flüge aus Kabul?
Türkische Bemühungen um den Weiterbetrieb des Kabuler Flughafens seien ein Hoffnungsschimmer für die festsitzenden Ortskräfte der Bundeswehr und afghanische Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Gleichzeitig wäre es wichtig, dass die Türkei "auch den zivilen Bereich wieder instand setzen würde", betonte Lambsdorff.
Er setze zudem auf Gespräche mit den Taliban, um weiteren Schutzbedürftigen eine Ausreise zu ermöglichen. "Botschafter Markus Potzel verhandelt ja bereits mit den neuen Machthabern in Doha", betonte Lambsdorff. "Die Taliban haben zugesagt, dass Ausreisen auch nach dem US-Abzug möglich sein werden. Ich weiß aber natürlich nicht, ob man ihnen trauen kann."
Die US-Armee hatte in der vergangenen Nacht ihren Einsatz in Afghanistan nach 20 Jahren beendet. Ein letztes US-Militärflugzeug hob vom Flughafen der Hauptstadt Kabul ab, womit auch die militärische Evakuierungsmission abgeschlossen war. US-Präsident Joe Biden hatte einen vollständigen Truppenabzug bis zum 31. August angeordnet.
Quelle: ntv.de, joh/AFP