Vor Gespräch mit Merkel Thunberg kritisiert politische Untätigkeit
19.08.2020, 15:40 Uhr
Dieses Foto sorgte für Verstimmung: Politiker ließen sich gern mit ihr fotografieren, vernachlässigten aber den Klimaschutz, meint Thunberg.
(Foto: picture alliance/dpa)
Klima-Aktivistin Thunberg sieht keinen echten politischen Willen, den Klimawandel zu stoppen. Zwar werde viel über das Thema geredet, getan werde hingegen nichts, moniert die Schwedin. Vor ihrem Treffen mit Kanzlerin Merkel teilt sie zusammen mit Aktivistin Neubauer nochmal gegen die Politik aus.
Vor ihrem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel haben Klimaaktivistin Greta Thunberg und ihre Mitstreiterinnen Deutschland und Europa zu mehr Einsatz gegen die drohende Klimakatastrophe aufgerufen. "Nach zwei Jahren der Schulstreiks befindet sich die Welt noch immer in einem Zustand des Leugnens der Klimakrise", schrieben die 17-jährige Schwedin, die führende deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer und die beiden Belgierinnen Anuna de Wever und Adélaïde Charliér in einem Meinungsbeitrag im "Guardian". "Wir können so viele Treffen haben, wie wir wollen, aber der Wille zum Wandel ist nirgends in Sicht."
Trotz etlicher Naturkatastrophen habe man immer noch nicht begonnen, die Klima- und Umweltkrise als eine Krise zu behandeln, monierten die Aktivistinnen. Der Abstand zwischen dem, was getan werden müsse, und dem, was tatsächlich getan werde, wachse unentwegt. "Tatsächlich haben wir zwei weitere Jahre durch politische Untätigkeit verloren."
Die Kanzlerin empfängt die vier Klimaaktivistinnen am Donnerstag zu einem Meinungsaustausch im Bundeskanzleramt. Für Thunberg fällt das Treffen auf den zweijährigen Jahrestag ihres Klimaprotests, bei dem sie sich anfangs alleine vor den Reichstag in Stockholm gesetzt hatte, um die Politiker ihres Landes zu mehr Klimaschutz aufzufordern. Daraus ist letztlich die internationale Klimabewegung Fridays for Future entstanden.
Deutschland erreicht Klimaziel wohl wegen Corona
Zwischen Merkel und Thunberg hatte es eine Verstimmung wegen eines gemeinsamen Fotos gegeben, das im vergangenen Jahr bei einer kurzen Begegnung der beiden am Rande des UN-Klimagipfels in New York auf Wunsch der Kanzlerin entstanden war. Thunberg hatte sich später kritisch dazu geäußert, dass Politiker sich zwar gern mit ihr fotografieren ließen, aber den Klimaschutz vernachlässigten. Dabei erwähnte sie ausdrücklich auch Merkel.
Zuletzt wurde bekannt, dass Deutschland seine Klimaziele für 2020 überraschend doch einhalten kann. Die angestrebte Emissionsminderung um 40 Prozent verglichen mit 1990 sei "in greifbarer Nähe", sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums in Berlin. Sicher bestätigt werden könne dies allerdings noch nicht. In den vergangenen Jahren galt es wegen eines erheblichen Rückstands bei der Emissionsminderung als weitgehend ausgeschlossen, dass Deutschland das 40-Prozent-Ziel rechtzeitig erreichen werde.
Das liegt allerdings nicht an der gut funktionierenden Klimapolitik der Kanzlerin, vielmehr ist die Corona-Krise und der damit einhergehende schwächere CO2-Ausstoß für den "Erfolg" verantwortlich. Experten haben allerdings wiederholt darauf hingewiesen, dass es sich hier bloß um einen Einmaleffekt handeln dürfte, der nicht nachhaltig sei.
Quelle: ntv.de, jsc/dpa/AFP