Nach dem Rechtsruck Tritt Henkel aus der AfD aus?
05.07.2015, 20:43 Uhr
"Weckruf? Nein Danke!", steht auf diesem Aufkleber. Er bezieht sich auf das von Bernd Lucke gegründete gemäßigte Netzwerk der AfD.
(Foto: imago/Eibner)
Die Alternative für Deutschland hat an diesem Wochenende eine neue Parteispitze gewählt. Nicht alle Mitglieder sind mit dem neuen, rechten Kurs einverstanden - und denken an einen Austritt. Unter ihnen ist laut einem Medienbericht auch Hans-Olaf Henkel.
Nach dem Sieg des rechten AfD-Flügels bei den Vorstandswahlen auf dem Bundesparteitag in Essen verlässt der frühere Industriepräsident Hans-Olaf Henkel nach Informationen des ZDF die Partei. Das meldete der Fernsehsender auf Twitter.

Erst trat Henkel als Parteiviz zurück, nun denkt er offenbar über einen Parteiaustritt nach.
(Foto: dpa)
Zuvor war es auf dem Parteitag zu tumultartigen Szenen gekommen, als Parteigründer Bernd Lucke im Saal vor einer Gruppe von Mitgliedern und Gästen drohte, aus der Partei auszutreten. Zugleich betonte er: "Ich werde keinen Schnellschuss machen." Auf das Drängen des stellvertretenden Vorsitzenden Alexander Gauland, der AfD nicht den Rücken zu kehren, reagierte er nicht.
"Die Partei hat sich ganz grundsätzlich verändert", sagte Lucke, der zum liberal-konservativen Flügel der Partei zählt. Im Saal verbreitete sich jedoch das Gerücht, er sei bereits ausgetreten. Daraufhin gab es Gedränge und Gejohle.
Rechter Flügel dominiert Vorstand
Auf dem Parteitag hatte der rechte Flügel um Frauke Petry den wochenlangen Richtungsstreit klar für sich entschieden. Petry erhielt bei der Wahl zur Ersten Vorsitzenden am Wochenende knapp 60 Prozent der Stimmen. Für ihren Rivalen Lucke votierten rund 38 Prozent.
Henkel war bereits im April wegen des Richtungsstreits in der AfD als Parteivize zurückgetreten. Er zählt zum Lucke-Lager. Der 75-Jährige war von 1995 bis 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Auch der baden-württembergische Landesvorsitzende Bernd Kölmel erwägt einen Parteiaustritt. Darüber entscheide er am Montag, sagte er. "Die Mischung dieses Bundesvorstands macht mich nicht gerade glücklich." Er müsse sich fragen: "Ist diese Partei weiter meine Partei?" Kölmel hatte den Kurs Luckes und eine Abgrenzung vom rechten Rand unterstützt.
Dem neuen Parteivorstand gehören neben Petry und ihrem Stellvertreter Jörg Meuthen auch der Brandenburger AfD-Chef Alexander Gauland, die Europaparlamentarierin Beatrix von Storch und Albrecht Glaser aus dem Führungstrio der AfD in Hessen an.
Quelle: ntv.de, mli/dpa