Meloni kritisiert Macron-Treffen EU-Parlament bereitet Selenskyj triumphalen Empfang
10.02.2023, 12:44 Uhr (aktualisiert)
Der ukrainische Präsident Selenskyj will sein Land "nach Hause führen" - und meint damit eine EU-Mitgliedschaft. EU-Parlamentspräsidentin Metsola bedeutet Kiew, dass das Land willkommen sei.
(Foto: REUTERS)
Seine zweite Auslandsreise nach Kriegsausbruch führt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj auch nach Brüssel. Im EU-Parlament hält er eine flammende Bewerbungsrede um eine Mitgliedschaft in dem Bündnis. Die Abgeordneten quittieren seinen Auftritt mit Begeisterung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in einer emotionalen Rede im Europaparlament für die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger der EU im Kampf gegen Russland bedankt. Der Beifall der Abgeordneten im Plenum richte sich nicht an ihn selbst, sondern an alle in den Städten und Dörfern, die die Ukraine unterstützten, sagte der 45-Jährige in Brüssel.
Er dankte für die Lieferung von Waffen und Munition, von Brennstoffen und Energie, von all den Tausenden Dingen, "die wir in diesem brutalen Krieg brauchen". Dem Parlament dankte er dafür, den Krieg kurz nach Beginn der Invasion verurteilt und sich dafür ausgesprochen zu haben, die Ukraine zu einem EU-Beitrittskandidaten zu machen. Es gehe darum, die europäisch-ukrainische Lebensweise zu verteidigen, sagte Selenskyj.
Sein Ziel sei es, die Ukraine in die Europäische Union und damit "nach Hause zu führen", betonte Selenskyj. Europa und seine freiheitliche Lebensweise seien durch einen "Diktator" bedroht, sagte er unter Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Ukraine werde bis zum "Sieg" kämpfen.
Metsola für Kampfjetlieferungen an die Ukraine
Zuvor war Selenskyj von den Abgeordneten begeistert empfangen worden. Die Abgeordneten erhoben sich am Donnerstag von ihren Sitzen und applaudierten dem Staatschef. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola betonte, die Ukraine kämpfe für die Werte Europas. "Die Zukunft Ihrer Nation ist in der Europäischen Union", sagte Metsola an Selenskyj gewandt.
Metsola unterstrich die Bedeutung von Kampfjetlieferungen an die Ukraine. "Nun müssen die Staaten als nächsten Schritt erwägen, rasch weitreichende Systeme und Flugzeuge bereitzustellen", sagte sie. Diese würden benötigt, um die Freiheit zu schützen, die zu viele für selbstverständlich gehalten hätten. "Unsere Reaktion muss der Bedrohung angemessen sein - und die Bedrohung ist existenziell."
Zu Beginn ihrer Rede sagte Metsola, die Führung Selenskyjs habe Menschen in jeder Ecke der Welt inspiriert. "Wenn die Welt an die Ukraine denkt, denkt sie an Helden, die gegen alle Widrigkeiten kämpfen, an David, der Goliath besiegt." Die Opfer, die die Ukraine gebracht habe, müssten mit Taten geehrt werden, nicht nur mit Worten.
Nach seinem Auftritt im EU-Parlament wird Selenskyj beim EU-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs erwartet. Am Morgen war der ukrainische Präsident gemeinsam mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus Paris angereist. Dort hatte er sich am Vorabend nach einem Besuch in London bereits mit Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz getroffen.
Regierungschefin Giorgia Meloni kritisierte das Pariser Dreiertreffen als "unangemessen". "Ich verstehe, dass (...) die öffentliche Meinung im eigenen Land manchmal Vorrang hat, aber es gibt auch Momente, in denen das kontraproduktiv ist. Dies war meines Erachtens hier der Fall", sagte Meloni. Macron wies den Vorwurf zurück. "Ich wollte Selenskyj empfangen, gemeinsam mit Bundeskanzler Scholz", sagte er. "Ich denke, das ist unsere Rolle. Deutschland und Frankreich haben seit acht Jahren eine besondere Rolle in dieser Frage", fügte er hinzu.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 09. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP