Comey lässt nicht locker "Trump ist Antithese zu ethischer Führung"

US-Präsident Trump hatte Comey vor knapp einem Jahr als FBI-Chef gefeuert.
(Foto: picture alliance / Uncredited/AP)
Kaum eine Woche ist es her, dass der gefeuerte FBI-Chef Comey US-Präsident Trump durch eine Buchveröffentlichung in Bedrängnis bringt. Nun legt er in einem deutschen Medium nach. Mit Rache habe das aber nichts zu tun.
Der frühere FBI-Chef Comey legt mit Kritik an US-Präsident Donald Trump nach. "Wer über Frauen spricht und sie behandelt, als wären sie ein Stück Fleisch, wer dauernd große und kleine Lügen verbreitet und wer bei den Vorgängen in Charlottesville im vergangenen Jahr eine moralische Äquivalenz sah zwischen Rechtsextremisten und jenen, die gegen sie protestierten – der ist in meinen Augen moralisch ungeeignet, Präsident zu sein", sagte Comey dem Magazin "Spiegel" in einem ausführlichen Interview.
Es ist kaum eine Woche her, dass Comey mit der Veröffentlichung seines Buches für Aufsehen sorgte: "A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership" ("Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit - der Ex-FBI-Direktor klagt an"). Comey zeichnet darin ein verheerendes Porträt des Präsidenten als notorischen Lügner und unmoralische Führungsperson. Wenig später wurden Gesprächsnotizen Comeys und Trumps in US-Medien veröffentlicht, die den Präsidenten weiter in Bedrängnis bringen. Die Dokumente gelten als wichtiges Beweisstück in der Frage, ob US-Präsident Donald Trump versucht hat, die Ermittlungen zu einer möglichen russischen Einflussnahme auf die Wahl 2016 zu behindern. Trump selbst sprach von einer "Hexenjagd".
Im "Spiegel"-Interview, dem ersten von Comey mit einem deutschen Medium, versichert der Ex-FBI-Chef, dass es ihm nicht um Rache gehe. "Eigentlich würde ich das alles viel lieber nicht tun, aber ich habe mir gesagt: Ich kann nützlich sein, vor allem jetzt. Ich habe eine Pflicht, das zu tun. Und deshalb tue ich es."
Trump hatte Comey im Mai 2017 als FBI-Chef gefeuert - nach nur vier Monaten im Amt. Der Grund dafür waren möglicherweise Comeys Ermittlungen zu Trumps Russlandverbindungen. Wirklich belegt ist das bisher allerdings nicht.
Comey ist gegen Amtsenthebungsverfahren
In dem Interview bekräftigt Comey viele der Vorwürfe, die er bereits in seinem Buch erhoben hat. Darin ging es unter anderem um das Desinteresse Trumps an Russlands mutmaßlicher Einflussnahme auf die US-Wahlen, aber auch pikante Details rund um Prostituierte und Trumps fragwürdiges Frauenbild. Comey rechtfertigt auch, warum Trump in seinem Buch eine so große Rolle einnimmt. "Man kann nicht über ethische Führung schreiben, ohne Trump zu nennen, als Antithese."
So weit, ein Amtsenthebungsverfahren zu fordern, geht Comey allerdings auch jetzt noch nicht. "Zunächst einmal werden die Gesetze, die Fakten und unsere Verfassung darüber entscheiden", erwidert er auf eine entsprechende Frage. "Aber ich hoffe, auch wenn es seltsam klingen mag, dass es kein Impeachment-Verfahren gibt." Damit, so Comey, würden die Amerikaner aus der Verantwortung entlassen. "Wir haben gemeinsame Werte, die bedeutsamer sind als unsere politischen Kämpfe. Und wenn Trump aus dem Amt gejagt wird, zementieren sich nur unsere Differenzen."
Comey, einst überzeugter Republikaner, plädiert dafür, bei den nächsten Wahlen für "unsere Werte" einzutreten. Und er lässt durchblicken, dass er Trumps Vorgänger Barack Obama vermisst. "Ja. Jawohl. Ja", sagt Comey. "Am Anfang war ich skeptisch, ich hatte seinen Gegnern Geld gespendet. Am Ende empfand ich großen Respekt für ihn." Obama sei nicht perfekt, so Comey, aber er schätzte die demokratischen Institutionen.
Quelle: ntv.de, ieh