Politik

US-Präsident setzt Prioritäten Trump kämpft für Statuen, ignoriert Corona

Der Versuch der Demonstranten die Statue des ehemaligen US-Präsidenten Andrew Jackson zu stürzen, misslang.

Der Versuch der Demonstranten die Statue des ehemaligen US-Präsidenten Andrew Jackson zu stürzen, misslang.

(Foto: REUTERS)

US-Präsident Trump setzt sich persönlich dafür ein, dass "Brandschatzer, Anarchisten und Plünderer" ergriffen werden, die bei Protesten Statuen gestürzt oder beschädigt haben. Dafür ändert er sogar seine Golf-Pläne. Die neuen Höchststände bei Corona-Neuinfektionen belasten ihn dagegen nicht.

Aus den Bundesstaaten im Süden der USA werden täglich neue Corona-Rekorde vermeldet, aber Präsident Donald Trump scheint andere Sorgen zu haben. Nach dem Sturz mehrerer Statuen am Rande überwiegend friedlicher Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt sagte er sein geplantes Golf-Wochenende in New Jersey ab und versprach, in Washington zu bleiben, um "Recht und Ordnung" durchzusetzen. Die "Brandschatzer, Anarchisten und Plünderer" seien zwar weitgehend gestoppt worden, erklärte Trump am Freitagabend. Er werde aber dafür sorgen, dass notwendige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden.

Ein bisschen Golf muss sein

So ganz aufs Golfen verzichten wollte der US-Präsident dann aber offenbar doch nicht. Er reiste zwar nicht nach New Jersey, fuhr am Samstag jedoch zu seinem Golfclub im Ort Sterling im angrenzenden Bundesstaat Virginia, wie mitreisende Journalisten berichteten. Das Weiße Haus machte zunächst keine Angaben dazu, ob Trump zum Golfen oder aus anderen Gründen zu dem Club gefahren war.

Auf Twitter verbreitete Trump am Morgen (Ortszeit) unter anderem Fahndungsbilder der Bundespolizei FBI von Menschen, die die Statue des früheren US-Präsidenten Andrew Jackson in der Hauptstadt beschädigt haben sollen. "Zehn Jahre Haft!" fordert Trump.

Das Weiße Haus veröffentlichte auf Twitter Fotos, die Trump dabei zeigen, wie er ein Dekret unterzeichnet, mit dem gesichert werden soll, dass jeder, der ein Monument, eine Statue oder Denkmal zerstört oder beschädigt mit der ganzen Härte des Gesetzes verfolgt wird.

Sklavenhalter und Indianerhasser

Andrew Jackson war von 1829 bis 1837 der siebte Präsident der USA. Er hielt Sklaven auf seiner Plantage und marschierte in das damals unter spanischer Herrschaft stehende Florida ein, um gegen den Stamm der Seminolen zu kämpfen, da sie entflohenen Sklaven Unterschlupf gewährten. Auch ansonsten war Jackson als "Indianerhasser" berüchtigt, er war verantwortlich für Vertreibungen der Ureinwohner mit vielen Tausend Toten. Einem Radiosender sagte Trump, Jackson habe ein großes Herz gehabt und das Grab seiner Frau jeden Tag besucht.

Seit dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis vor gut einem Monat kommt es landesweit zu Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Washington waren Demonstranten am Montag bei dem Versuch gescheitert, eine Statue des siebten Präsidenten Andrew Jackson zu stürzen. Trump mobilisierte daraufhin die Nationalgarde, um Denkmäler in der Hauptstadt zu schützen.

"Würden wir nicht testen, hätten wir keine Fälle"

Die harte Haltung des Republikaners in Bezug auf Ausschreitungen bei den Protesten dürfte bei seiner Parteibasis gut ankommen. Kritiker warfen ihm jedoch vor, damit vor der dramatischen Entwicklung der Coronavirus-Pandemie ablenken zu wollen. Das Virus sei auf dem Rückzug, hatte er etwa diese Woche trotz steigender Neuinfektionen in südlichen Bundesstaaten wie Florida und Texas behauptet. "Würden wir nicht testen, hätten wir keine Fälle", sagte Trump in einem Interview mit dem TV-Sender Fox News. Zuvor hatte er die steigende Zahl der Neuinfektionen schon mehrmals darauf zurückgeführt, dass die USA mehr als jedes andere Land der Welt testeten.

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Die Zahl der innerhalb eines Tages neu gemeldeten Infektionen kletterte unterdessen auf einen neuen Höchststand: Daten der Universität Johns Hopkins zufolge waren es am Freitag 45.255 Neuinfektionen. Bereits am Donnerstag war mit mehr als 40.000 Fällen ein Negativ-Rekord erreicht worden. In den USA gibt es bisher fast 2,5 Millionen bekannte Corona-Infektionen, mehr als 125.000 Menschen sind nach einer Infektion gestorben.

Vizepräsident Mike Pence sprach trotz der neuen Negativ-Rekorde von Erfolgen im Kampf gegen das Virus. "Wir haben wirklich bemerkenswerte Fortschritte gemacht", sagte er am Freitag beim ersten Briefing der Coronavirus-Taskforce des Weißen Hauses seit fast zwei Monaten. Zwar steige die Zahl der bestätigten Neuinfektionen, aber die Zahl der Todesopfer steige weniger schnell an.

Quelle: ntv.de, kwe/dpa

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