Keine Chance für Clinton Trump verprellt Veteranen? Von wegen
03.11.2016, 09:43 Uhr
Im Januar sagte Trump eine Fernsehdebatte der Republikaner ab, um Geld für Veteranen zu spenden.
(Foto: dpa)
Er attackierte öffentlich die Eltern eines gefallenen Soldaten, er machte sich über einen Mann, der als Kriegsheld gilt, lustig – Präsidentschaftskandidat Donald Trump punktet trotzdem bei den Veteranen in den USA.
Anfang August sah es wieder einmal so aus, als wäre Donald Trump zu weit gegangen. Erst vor wenigen Wochen hatte er sich damals über John McCains Gefangenschaft während des Vietnamkriegs lustig gemacht, und dann dass: Er legte sich öffentlich mit Khizr und Ghazala Khan an, Amerikaner mit pakistanischen Wurzeln, die ihren Sohn im zweiten Irak-Krieg verloren haben. Wenn Trump die Veteranen und ihre Lobby verprelle, mache er sich in den patriotischen USA unwählbar, so lautete damals vielerorts die Einschätzung. Doch wieder einmal kam es anders.
Einem Bericht der "New York Times" zufolge ist der Republikaner Trump kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA bei Veteranen deutlich beliebter als seine Herausforderin Hillary Clinton. Die Zeitung beruft sich dabei nicht nur auf eine Umfrage des Senders Fox News, nach der Trump Clinton bei dieser Wählergruppe um 19 Prozentpunkte voraus ist (betrachtet man alle Wähler, liegen die beiden Kandidaten ungefähr gleichauf). Die Zeitung hat auch Dutzende Kriegsrückkehrer befragt und zeichnet nach, warum der Immobilien-Milliardär, der nie gedient hat, bei vielen der 22 Millionen Veteranen im Land punktet.
Ein entscheidender Grund ist demnach die Frustration und das Misstrauen, wenn es um das politische Establishment geht, für das Clinton ganz besonders steht. George W. Bush schickte US-Soldaten unter dem Vorwand in den Irak, dass Präsident Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfügt. Eine Lüge. Auch eine konkrete Exit-Strategie gab es bei diesem Einsatz nicht.
"Wenn wir uns ohne einen richtigen Plan in einen Krieg stürzen, passieren Dinge wie Vietnam, Irak und Afghanistan", sagte ein Veteran der "New York Times". Im Einsatz wiederum hätten sich viele Soldaten dann zu eingeschränkt gefühlt – bereits durch Bush, aber noch stärker, als Barack Obama und seine Demokraten das Weiße Haus übernahmen. "Unter George durften wir nur rechte Geraden und ein paar Kinnhaken verteilen", sagt einer der Veteranen. "Als Obama übernahm, durften wir nur noch linke Geraden verteilen – und mussten vorher ankündigen, dass wir gleich zuschlagen."
Ein Coup im Wahlkampf
Mit Trump verbinden viele Veteranen im Gegensatz dazu einerseits ein größeres Budget und größere Befugnisse für das Militär und zugleich, dass sich die USA weniger im Ausland einmischen und sich verstärkt auf sich selbst konzentrieren.
"Der Irak war ein Desaster", sagt einer der Veteranen, den die "New York Times" befragt hat. Trump versuche zumindest nicht, um diese Erkenntnis herumzutänzeln. Viele Veteranen begrüßen trotz seiner vagen und widersprüchlichen Aussagen in der Sicherheitspolitik offenbar Trumps unverblümte Kritik an Amerikas Auslandseinsätzen und haben zugleich das Gefühl, dass er eine Sprache verwendet, die der eigenen näher ist als die Clintons, Obamas oder aber auch Bushs.
Zudem gelang es Trump, im Wahlkampf einen wichtigen Akzent zu setzen: Veteranen sind in den USA nicht nur häufiger arbeitslos, vor zwei Jahren kam es zu einem regelrechten Skandal, weil im zuständigen Ministerium geschlampt wurde. Einige Veteranen sind wegen zu langer Wartezeiten auf gesundheitliche Unterstützung gestorben. Während Clinton Vorkommnisse eher kleinredete, haute Trump kräftig auf den Tisch und forderte den Abbau des Kündigungsschutzes im Kriegsveteranenministerium.
Quelle: ntv.de, ieh