Vorwahlen in New York Trumps 7/11 und Sanders letzte Chance
19.04.2016, 16:14 Uhr
Schielen auf das Weiße Haus: Republikaner Donald Trump und Demokrat Bernie Sanders.
(Foto: dpa)
In New York kämpfen die US-Präsidentschaftsbewerber um wichtige Delegiertenstimmen im Rennen um das Weiße Haus. Donald Trump hat gute Chancen im Ostküstenstaat und muss dennoch zittern, bei Hillary Clinton ist es andersherum.
Eigentlich war der Fototermin fix. Doch im letzten Moment platzte er. Schüler hatten den Direktor gedrängt, den Auftritt des ungeliebten Republikaners Ted Cruz an einer Highschool im Einwanderer-Bezirk Bronx abzusagen. Cruz' Team organisierte zwar noch einen Ersatztermin in einem Latino-Schnellrestaurant, aber auch der entpuppte sich als Pleite. "Hau' ab aus der Bronx", rief ein in der Gegend bekannter Rapper dem Mann zu, der unbedingt Präsidentschaftskandidat werden möchte.
Es geht um viel in New York, das Ergebnis für die Bewerber ist wichtiger als in den meisten anderen US-Staaten. Vor den Vorwahlen im Ostküstenstaat in der Nacht auf Mittwoch liefern sich die Bewerber im Endspurt daher einen erbitterten Kampf um jeden Prozentpunkt. Für Hillary Clinton, Donald Trump und Bernie Sanders ist das Votum ein Heimspiel. Der Republikaner wurde 1946 im Stadtteil Queens geboren, Clinton stammt zwar aus Chicago, vertrat den Bundesstaat New York aber zwischen 2001 und 2009 im Senat. Sanders ist gebürtiger Brooklynite.
Bei den Republikanern deuten die Umfragen nicht auf ein sonderlich knappes Ergebnis in New York hin. Bei den Meinungsforschern liegt Trump seit Wochen klar vorn. Die aktuellen Umfragen sehen ihn zwischen 50 und 55 Prozent und damit deutlich vor seinen Kontrahenten Cruz (15-20 Prozent) und John Kasich (19-27). Alles andere als ein klarer Sieg Trumps wäre eine riesige Überraschung. Viel spricht dafür, dass er seinen Vorsprung ausbauen dürfte, trotz eines peinlichen Versprechers kurz vor dem Wahltag.
Als der Milliardär am Dienstag bei einer Wahlkampfveranstaltung über die Terrorangriffe am 11. September 2001 sprach, sagte er irrtümlich: "Ich habe unsere Polizisten und Feuerwehrmänner gesehen an 7/11, beim World Trade Center, nachdem es gerade zusammengebrochen war, und ich habe die großartigsten Menschen dort gesehen." 7/11 steht in den USA für die Supermarktkette 7 Eleven.
Muss Trump in die Kampfabstimmung?
Auch Clinton führt die Umfragen an, doch bei den Demokraten könnte es in New York knapper werden, als man noch vor kurzem erwartet hätte. Der Vorsprung der früheren First Lady auf ihren Rivalen Sanders schrumpfte zuletzt auf 5 bis 10 Prozentpunkte. Durch die "Panama Papers" geriet sie in Bedrängnis. Der 74-Jährige zieht derweil nach wie vor viele Amerikaner in seinen Bann. 27.000 Menschen strömten zu Sanders Rede im New Yorker Washington Square Park - und damit mehr als zu dem damaligen Senator Barack Obama 2007 am selben Ort.
In New York geht es um 246 demokratische Delegiertenstimmen, mehr sind nur in Kalifornien zu vergeben. Psychologisch ist Sanders zwar im Vorteil, weil er zuletzt acht Vorwahlen am Stück gewann. Aber in der Gesamtwertung liegt Clinton klar vorn. Mit den Superdelegierten kommen sie auf 1758, ihr Konkurrent hingegen nur auf 1076. Clinton ist die Kandidatur eigentlich kaum noch zu nehmen, nur ein Wunder kann Sanders noch helfen.
Bei den Republikanern ist es da schon spannender, zwar nicht in New York, aber insgesamt. Trump führt mit 756 Delegierten zwar vor Cruz (559) und Kasich (144), möglicherweise schafft er bis Juni aber nicht die für eine Nominierung nötige Marke von 1237 Stimmen. Wahrscheinlicher wird damit eine Kampfabstimmung im Sommer beim Parteitag in Cleveland, bei dem Trump am Ende doch noch unterliegen könnte.
Trump, Clinton, Cruz – es ist fast egal, wer sich durchsetzt: Aller Voraussicht nach werden sich im Wahlkampf zwei Kandidaten gegenüber stehen, die in der amerikanischen Bevölkerung nicht geliebt werden. Laut einer NBC-Umfrage haben 56 Prozent der Amerikaner ein negatives Bild der früheren Außenministerin. Sieben von zehn Frauen, drei von vier der 15- bis 35-Jährigen und vier von fünf Hispanics mögen Trump nicht. Cruz wird von 49 Prozent der Amerikaner negativ gesehen und nur von 26 Prozent positiv. Das könnte Clinton am Ende helfen. Chris Cillizza, Reporter der "Washington Post", sagt: "Wenn man betrachtet, wo die Kandidaten stehen, gibt es am Ende nur die Möglichkeit, sich zwischen schlecht und noch schlimmer zu entscheiden."
Quelle: ntv.de, cro