Junger Kirgise außer Verdacht Türkische Fahnder erstellen Täterprofil
03.01.2017, 21:11 Uhr
Mit diesem Fahndungsfoto sucht die türkische Polizei nach dem Attentäter von Istanbul.
(Foto: AP)
Wo sich der Attentäter aus Istanbul aufhält, wissen die türkischen Sicherheitskräfte noch nicht. Ihre Ermittlungen liefern aber ein zunehmend klares Bild von dem Mann, der in der Silvesternacht mit perfiden Mitteln 39 Menschen erschossen haben soll.
Die türkischen Fahnder setzen ein zunehmend klares Bild des Attentäters zusammen, der in der Neujahrsnacht im Auftrag des Islamischen Staates in Istanbul 39 Partygäste umgebracht haben soll. Die Polizei veröffentlichte Fotos des mutmaßlichen Täters, im Internet zirkulierte am Dienstag ein Video, auf dem zu sehen ist, wie er sich selbst lächelnd auf dem berühmten Taksim-Platz in Istanbul filmte.
Die türkische Zeitung "Hürriyet" berichtete, dass der Mann nach Überzeugung der Ermittler aus einem zentralasiatischen Staat stammt, etwa Kirgistan oder Usbekistan. Allerdings erwies sich der Verdacht gegen einen 28-jährigen Kirgisen als unbegründet: Er wurde nach einer Befragung durch den kirgisischen Geheimdienst Nationales Sicherheitskomitee wieder freigelassen.
In kirgisischen Medien bestritt der Mann, den Anschlag auf den Istanbuler Nachtclub "Reina" verübt zu haben. Er sei am 1. Januar aus geschäftlichen Gründen nach Istanbul gereist. Am Dienstag sei er heimgekehrt, nachdem die türkische Polizei ihn kurz wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Verdächtigen befragt habe.
Blendgranten beim Magazinwechsel
Hinweise auf die Identität des Attentäters erhielten die Ermittler unter anderem durch die Aussagen des Taxifahrers, der ihn zum Club "Reina" gefahren hatte. Außerdem werteten sie Anrufe aus, die der mutmaßliche Täter über das Handy des Fahrers tätigte.
In der Vergangenheit soll der Mann für den Islamischen Staat in Syrien gekämpft haben. Daher sei er "sehr professionell in der Handhabung von Schusswaffen" gewesen, schrieb "Hürriyet" unter Berufung auf Ermittler.
Laut der Zeitung "Habertürk" hatte der Attentäter bei dem Angriff auf die Nobeldiskothek ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow genutzt. Er feuerte demnach rund 120 Schuss ab, von denen nur wenige ihr Ziel verfehlten. Bevor er die Magazine wechselte, soll er Blendgranaten gezündet haben, um die Partygäste an der Flucht zu hindern. Am Vortag hatte die "Hürriyet Daily News" von fast 200 Schüssen berichtet.
IS-Kämpfer aus Syrien
"Habertürk" zufolge war der Mann, der Mitte zwanzig sein soll, erst im November mit seiner Frau und seinen zwei Kindern aus Syrien in die Türkei gekommen. Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, habe er zunächst eine Mietwohnung in der zentralanatolischen Stadt Konya bezogen. Seine Ehefrau sei unter den Verdächtigen, die bereits festgenommen wurden.
Mit den beiden Ausländern, die laut der Nachrichtenagentur Dogan am Terminal des Istanbuler Atatürk-Flughafens festgenommen wurden, erhöhte sich die Zahl der festgenommenen Verdächtigen auf 16.
Ministerpräsident Binali Yildirim kündigte an, dass das Parlament diese Woche über die Verlängerung des Ausnahmezustands um weitere drei Monate abstimmen werde. Der Ausnahmezustand war nach dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli verhängt worden und würde eigentlich am 19. Januar auslaufen. Die Regierung nutzte ihre erweiterten Vollmachten unter dem Ausnahmezustand auch, um hart gegen ihre Gegner vorzugehen.
Bei dem Anschlag auf den Nachtclub "Reina" waren 39 Menschen getötet und 69 weitere verletzt worden. Zu den Todesopfern zählen zwei junge Männer aus Deutschland. Der IS bezeichnete den Angriff als Vergeltung für die türkische Militärintervention in Nordsyrien.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa