Ukrainische Zivilisten gequält UN dokumentieren Folter und Todesfälle in besetzten Gebieten
19.12.2023, 13:12 Uhr Artikel anhören
Spätestens seit den Massakern von Butscha kurz nach Beginn des Krieges dürfte es niemanden mehr überraschen: In den russisch besetzten Gebieten lebt es sich gefährlich für Ukrainer.
(Foto: picture alliance / AA)
Nach fast zwei Jahren Krieg ist es nun auch offiziell vom UN-Menschenrechtsbüro dokumentiert: Die russischen Besatzer foltern und töten wahllos Zivilisten in der Ukraine. Der UN-Hochkommissar zählt mindestens 100 Todesfälle und viele Fälle von Folter. Dazu gehört auch sexuelle Gewalt.
Das UN-Menschenrechtsbüro hat in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine, darunter auf der völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim, mindestens 100 Todesfälle von Zivilisten in russischem Gewahrsam dokumentiert. Bei mindestens 39 habe es Anzeichen gegeben, dass sie vor ihrem Tod gefoltert wurden, berichtete der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, in Genf. Er bezog sich auf einen neuen Bericht seines Teams über die Lage in der Ukraine. Die von Türk genannten Zahlen bezogen sich auf den gesamten Zeitraum seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine am 24. Februar 2022.
"Folter und andere grausame Behandlung sind in den von Russland besetzten Gebieten in Haftanstalten weit verbreitet", sagte Türk. "Viele der von uns dokumentierten Fälle von Folter beinhalten sexuelle Gewalt." Russland lasse die Teams des UN-Menschenrechtsbüros nicht in Gefangenenlager in den besetzten Gebieten, deshalb sei die Dokumentation schwierig. Willkürliche Verhaftungen seien dort an der Tagesordnung. Die Teams könnten ukrainische Kriegsgefangene nicht sehen. Auch die Familien hörten nichts von ihren Angehörigen.
Das Büro untersuche sechs Fälle von russischen Soldaten, die Zivilisten in den besetzten Gebieten getötet haben sollen, sagte Türk. Russland habe die Festnahme von zwei Soldaten bekannt gegeben, die eine neunköpfige Familie in der Region Donezk getötet haben sollen. Eine weitere russische Untersuchung sei offenbar im Gange. Türk berichtete, dass Russland Ukrainer in den besetzten Gebieten teils zwinge, im russischen Militär gegen das eigene Volk zu kämpfen.
In der Ukraine habe es bis Ende November etwa 8600 Anklagen wegen Kollaboration gegen Bewohner von besetzten oder befreiten Gebieten gegeben. In 941 Fällen habe es Urteile gegeben. In vielen Fällen hätten die Menschen aber offenbar nur Schulen, Sozialdienste oder ähnliches am Laufen gehalten, sagte Türk. Das sei kein Verbrechen. Türk rief die ukrainischen Behörden auf, die Definition von "Kollaboration" enger zu fassen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa