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Grenze zu Nordkorea übertreten US-Soldat saß in Südkorea im Gefängnis

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Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea wird stark überwacht.

Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea wird stark überwacht.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Er ruft "Ha-ha-ha" und läuft dann über die Grenze nach Nordkorea. Wie es dem verschwundenen US-Soldaten inzwischen geht, ist unklar. Einen Tag nach seiner spektakulären Aktion kommen neue Details zu seiner Person ans Licht. In Südkorea ist er kein unbeschriebenes Blatt.

Der nach einem Grenzübertritt von Süd- nach Nordkorea vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam sitzende US-Soldat ist zuvor in Südkorea im Gefängnis gewesen. Nach Angaben eines Beamten in Seoul war der Mann wegen Vorwürfen der Körperverletzung rund zwei Monate inhaftiert. Er sei am 10. Juli freigelassen worden, sagte der Beamte.

Der Soldat hatte bei einer Besichtigungstour die stark gesicherte Grenze von Süd- nach Nordkorea übertreten. Dies sei "absichtlich und ohne Erlaubnis" geschehen, erklärte ein Sprecher der US-Streitkräfte am Dienstag. Er befinde sich nun vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam. Der Vorfall könnte die angespannten Beziehungen zwischen Washington und Pjöngjang weiter verschärfen.

Die sogenannte entmilitarisierte Zone trennt die beiden koreanischen Staaten voneinander. In den vergangenen Jahrzehnten überquerten schon mehrfach US-Amerikaner die Grenze zu Nordkorea ohne Erlaubnis. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen.

Auch das UN-Kommando in dem Gebiet gab an, ein US-Bürger habe die Grenze überquert und befinde sich vermutlich in nordkoreanischem Gewahrsam. Die US-Streitkräfte und das UN-Kommando kündigten an, mit den nordkoreanischen Streitkräften zusammenzuarbeiten, um den Vorfall zu klären. Bei dem Soldaten handelt es sich nach Angaben des US-Militärs um einen Mann namens Travis King. Er sei seit 2021 in der Armee. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, Washington beobachte und untersuche die Situation genau.

"Mir wurde klar, dass es kein Witz war"

Die südkoreanische Polizei erklärte, gegen King sei im September 2022 wegen Körperverletzung ermittelt worden. Zu der Zeit wurde er den Angaben zufolge jedoch nicht festgenommen. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete außerdem unter Berufung auf die Justizbehörden, dass der US-Soldat gegen Koreaner und deren Militär pöbelnd einen Streifenwagen der Polizei mit Fußtritten beschädigt und dafür zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.

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Der US-Sender CBS berichtete, der Soldat hätte nun aus disziplinarischen Gründen aus dem Land gebracht werden sollen. Es sei ihm aber nach Passieren der Sicherheitskontrollen am Flughafen gelungen, umzukehren und sich einer Besuchergruppe in die Demilitarisierte Zone anzuschließen. Ein Augenzeuge, der nach eigenen Angaben an derselben Besichtigungstour teilnahm, sagte CBS, die Gruppe habe eines der Gebäude auf dem Gelände besucht, als "dieser Mann laut 'Ha-ha-ha' ruft und einfach zwischen einigen Gebäuden hindurchläuft". "Zuerst dachte ich, es sei ein schlechter Witz, aber als er nicht zurückkam, wurde mir klar, dass es kein Witz war", sagte der Zeuge.

Wenige Stunden nach der mutmaßlichen Festnahme des US-Soldaten auf nordkoreanischer Seite hatte das dortige Regime am Mittwoch zwei ballistische Raketen in Richtung des Meers zwischen der koreanischen Halbinsel und Japan abgefeuert. Experten vermuten jedoch, dass dies eine Reaktion auf die Ankunft eines US-amerikanischen Atom-U-Bootes in der Region war. Pjöngjangs jüngste Raketenstarts hätten "wahrscheinlich nichts" mit dem Grenzübertritt des jungen US-Soldaten zu tun, zitierte der britische Sender BBC Leif-Eric Easley von der Ewha-Universität in Seoul. Das nordkoreanische Regime habe tagelang Unmut über den Plan des US-Verteidigungsministeriums geäußert, ein atomar bewaffnetes U-Boot nach Südkorea zu schicken, berichtete die "New York Times".

Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa

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