Politik

Mehrere Tote bei Chaos in Kabul US-Soldaten feuern am Flughafen Warnschüsse ab

Menschen stürmen den Flughafen in Kabul, um in einem der Flugzeuge den Taliban zu entkommen. Im Chaos sehen sich US-Soldaten gezwungen, Warnschüsse in die Luft abzugeben. Es gibt außerdem Berichte über mehrere Tote. Die Bundeswehr startet derweil mit der Evakuierung. Eine Mitteilung des Flughafens dürfte die Hoffnung vieler Afghanen zunichtemachen.

US-Soldaten haben am Flughafen von Kabul Schüsse in die Luft abgegeben, um eine riesige Menschenmenge auf dem Rollfeld unter Kontrolle zu bringen. "Ich habe sehr viel Angst. Sie feuern viele Schüsse in die Luft", sagte ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur AFP. Nach der Einnahme von Kabul durch die radikalislamischen Taliban haben sich Tausende Afghanen in der Hoffnung auf eine Möglichkeit zur Flucht am Flughafen versammelt. Mindestens drei Menschen sollen im Chaos am Airport erschossen worden sein, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Demnach starben die Menschen vor dem Terminal des "Hamid Karzai International Airports". Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters berichteten Augenzeugen, dass mindestens fünf Menschen getötet wurden.

Auch die USA, Deutschland und weitere westliche Staaten haben Staatsbürger und Botschaftspersonal an den Flughafen gebracht, um sie von dort auszufliegen. 67 Länder, darunter auch Deutschland, forderten die Taliban in einer Erklärung auf, alle ausreisewilligen Afghanen und Ausländer ausreisen zu lassen.

Am Morgen teilte das Verteidigungsministerium mit, dass ein erstes A400M-Transportflugzeug der Bundeswehr aus Wunstorf nach Kabul gestartet sei, um "die zu Schützenden aus Afghanistan in Sicherheit" zu bringen. "Fest steht: Es ist ein gefährlicher Einsatz für unsere Soldatinnen und Soldaten", erklärte das Ministerium bei Twitter.

Um den Flughafen zu sichern, sind Tausende US-Soldaten nach Kabul verlegt worden. Ihre Aufgabe ist laut US-Außenministerium die Flugsicherung und die Unterstützung der Evakuierungsaktionen.

Evakuierungseinsatz der Bundeswehr gestartet

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(Foto: picture alliance/dpa)

In den Morgenstunden ist auch die Bundeswehr mit einem ersten Transportflugzeug nach Afghanistan zu einem Evakuierungseinsatz aufgebrochen, um deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte in Sicherheit zu bringen. Am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf in der Region Hannover startete am Morgen eine Maschine des Typs A400M nach Kabul.

Fallschirmjäger der Bundeswehr sollen heute in den Militärtransportern in der afghanischen Hauptstadt ankommen, um deutsche Staatsbürger und einheimische Helfer vor den Kämpfern der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Am selben Tag trifft nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein sogenanntes Krisenunterstützungsteam (KuT) aus Experten verschiedener Ministerien in der afghanischen Hauptstadt ein.

In der usbekischen Hauptstadt Taschkent soll ein zweites Team eine Drehscheibe ("Hub") für die Rettung von Menschen vor den Islamisten organisieren. Es geht um den bislang wohl größten Evakuierungseinsatz der Bundeswehr - und um einen gefährlichen, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer von der CDU gestern Abend in Berlin deutlich machte. Die ersten Angehörigen der deutschen Botschaft in Kabul waren bereits aus Kabul ausgeflogen worden. In der Nacht zu Montag landeten nach dpa-Informationen 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. An Bord der Maschine waren auch vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan.

Flughafen Kabul streicht alle kommerziellen Flüge

Neben dem Personal der deutschen Botschaft sollen auch afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder jetzt noch arbeiten, nach Deutschland gebracht werden. Abgesichert werde die Evakuierung von der Division Schnelle Kräfte, einer Spezialeinheit der Bundeswehr, die für Evakuierungen ausgebildet ist. "Wir sind auf alle Szenarien eingerichtet", betonte Kramp-Karrenbauer.

Doch für viele Ortskräfte sind die Wege ins rettende Kabul bereits versperrt, nachdem die Taliban ihren Eroberungsfeldzug im Eiltempo und oft auch gegen kampflos kapitulierende Regierungskräfte fortsetzen. Wer nicht auf den Listen der Länder wie Deutschland, den USA oder Großbritannien steht, hat keine Chance mehr, das Land über den Flughafen der afghanischen Hauptstadt zu verlassen: Der Flughafen Kabul gab eine Mitteilung heraus, derzufolge keine kommerziellen Flüge mehr stattfinden. In der Mitteilung werden die Menschen aufgerufen, nicht zum Flughafen zu kommen. Auch Fluglinien reagieren auf die Entwicklungen in Afghanistan: Die Fluglinie Emirates hat mittlerweile die Flüge nach Kabul eingestellt, wie aus einer Mitteilung auf der Website der Fluglinie hervorgeht.

Quelle: ntv.de, joh/dpa/AFP

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