"Wer Nein stimmt, Gaskammer" US-Vizepräsident Vance sieht kein Problem in Nazi-Chats junger Republikaner


US-Vizepräsident JD Vance - hier bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus - spielt die Bedeutung der Chats herunter.
(Foto: REUTERS)
"Ich liebe Hitler" - ein US-Medium veröffentlicht verstörende Nazi-Chats von Republikanern. Vizepräsident Vance sieht kein Problem. Doch der Aufschrei ist groß, mehrere Nachwuchspolitiker verlieren ihren Job.
US-Politiker der Republikaner haben sich in Gruppenchats über Monate rassistische und faschistische Inhalte geschickt. Dies berichtet "Politico", das sich auf ihr vorliegende "2900 Seiten" von Nachrichten über die Software Telegram bezieht. Sie seien über einen Zeitraum von sieben Monaten ausgetauscht worden. In den monatelangen Chatverläufen fand das US-Medium mehr als 250 "rassistische Beleidigungen und düstere Nazi-Witze" von bekannten Nachwuchspolitikern. Nicht immer ist klar, was ernst gemeint war und was nicht.
"Ich liebe Hitler", heißt es demnach an einer Stelle. Politiker, die von Beteiligten als Befürworter der Sklaverei gesehen wurden, lobten sie. Schwarze bezeichneten sie als "Affen". Teilnehmer sprachen auch über die Vergewaltigung politischer Gegner und verunglimpften Homosexuelle. Der Vorsitzende der Young Republicans im Bundesstaat Kansas etwa benutzte immer wieder Variationen von "Nigger", der Vizevorsitzende aus New York bezeichnete Vergewaltigung als "großartig". Dessen Chef drohte im Juni: "Jeder der Nein stimmt, kommt in die Gaskammer". Er trat zu dieser Zeit zur Wahl für den landesweiten Vorsitz der Organisation an. Ein anderes hochrangiges Mitglied aus New York schrieb: "Wir müssen so tun, also würden wir sie mögen. 'Hey, kommt rein. Nehmt eine Dusche und entspannt euch. ' Boom - sie sind tot."
Die Enthüllung ist eine weitere Episode ethischer Entgrenzung, die unter der aktuellen US-Regierung stattfindet und immer wieder den Weg in die Öffentlichkeit findet. Politische Gegner der Demokratischen Partei werden pauschal als "Terroristen" bezeichnet und ihre Positionen als "Ideologie des Teufels", wie Trump sagte. Regelmäßig äußern sich Regierungsmitglieder abfällig über Migranten. Trump hat sie mit Tieren gleichgesetzt, sein stellvertretender Stabschef Miller stellt die Grundrechte dieser Menschen infrage, Vizepräsident JD Vance deutete an, auch die Grundlage ihrer Staatsbürgerschaft anzuzweifeln, falls sie diese haben. Das ist eine Position des rechten politischen Spektrums, das wie das Weiße Haus das Geburtsrecht auf die Staatsbürgerschaft abschaffen möchte.
Republikaner distanzieren sich, Vance nicht
"Wir sind entsetzt über die abscheuliche und unentschuldbare Sprache", schrieb der landesweite Verband der Young Republicans über die Chatverläufe. "Sie steht unseren Werten direkt entgegen." Die Beteiligten müssten sofort von allen Ämtern in ihren jeweiligen Verbänden zurücktreten, forderte die Spitze der Organisation. Mehrere Republikaner haben wegen ihrer Äußerungen bereits ihre Jobs in Politik und Justiz verloren.
Vance verteidigte die Verfasser jedoch, indem er auf einen anderen Fall mit einem Demokraten verwies und die Unterhaltungen als "College Gruppenchat" verharmloste. Es ist unklar, ob Vance die Young Republicans mit einer anderen Organisation, den College Republicans, verwechselte. Viele Mitglieder der Young Republicans sind bereits in politischen Ämtern oder in der Partei beschäftigt. In der Nachwuchsorganisation der Republikaner sind Mitglieder zwischen 18 und 40 Jahren aktiv.
Chuck Schumer, Minderheitsführer der Demokraten im Senat, bezeichnete die Chats als "abstoßend" und "ekelerregend". Er forderte von Trump und "jedem einzelnen republikanischen Anführer", die Äußerungen zu verurteilen. Politiker beider Parteien im Kongress haben das getan, aus Trumps Umfeld jedoch niemand. Dort kommt es immer wieder zu rassistischen Äußerungen; Migranten werden unter anderem mit Kriminellen gleichgesetzt.
Trump behauptete im Wahlkampf, haitianische Einwanderer äßen Haustiere, und lud zu einer Wahlkampfrally in New York einen Comedian ein, der Puerto Rico als "schwimmende Müllinsel" bezeichnete und Schwarze herabwürdigte. Vergangenen Monat veröffentlichte der Präsident ein KI-Video, das die beiden führenden Demokraten im Kongress, Schumer und Hakeem Jeffries, mit mexikanischen Sombreros zeigt.
Weißes Haus sieht keine Verbindung zu Trump
Jeffries schrieb zu den Chats: "Das sind kranke Menschen. Jeder einzelne dieser Rassisten und Antisemiten muss öffentlich bloßgestellt und zur Rechenschaft gezogen werden." Grace Meng, Vorsitzende der Asien-Pazifik-Gruppe im Repräsentantenhaus, schrieb: "Ihre Bereitschaft, sich hinter verschlossenen Türen an solch abscheulicher Rhetorik zu beteiligen, spricht Bände über (...) den von den Anführern unseres Landes gesetzten Ton."
Eine Sprecherin des Weißen Hauses wies zurück, dass Trumps Rhetorik etwas mit der Sprache der Chatmitglieder zu tun habe. "Nur ein aktivistischer, linksgerichteter Reporter würde verzweifelt versuchen, Präsident Trump in eine Geschichte über einen zufälligen Gruppenchat zu verwickeln, mit dem er nichts zu tun hat", schimpfte Liz Huston laut "Politico".
Quelle: ntv.de