Reaktionen zum Biden-Rückzug "Ein Präsident der Veränderung"
21.07.2024, 21:42 Uhr Artikel anhören
Biden hatte sich nach längerem Widerstand zum Rückzug seiner Kandidatur entschlossen.
(Foto: AP)
Knapp drei Monate vor der US-Wahl steigt Joe Biden aus dem US-Präsidentschaftsrennen aus. Aus seiner eigenen Partei und auch aus Deutschland erfährt der Schritt Anerkennung. Der Herausforderer Trump zeigt sich hingegen hart.
Am Ende kam der Schritt nicht mehr überraschend. Joe Biden wird nicht für eine weitere Amtszeit als US-Präsident kandidieren. Der 81-Jährige erklärte außerdem in einem Beitrag auf X, dass er seine Rolle als Präsident und Oberbefehlshaber bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2025 beibehalten und sich diese Woche an die Nation wenden werde.
Aus seiner eigenen Partei kamen vor allem lobende Worte für Bidens Schritt und die Ergebnisse seiner Amtszeit. Die frühere Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, rückte vor allem politisches Vermächtnis in den Vordergrund. "Präsident Joe Biden ist ein patriotischer Amerikaner, der unser Land immer an die erste Stelle gesetzt hat", schrieb die weiterhin einflussreiche demokratische Kongressabgeordnete auf X. "Sein Vermächtnis an Visionen, Werten und Führungsqualitäten macht ihn zu einem der bedeutendsten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte." Pelosi dankte Biden dafür, "immer an das Versprechen Amerikas geglaubt" zu haben. "Gott hat Amerika mit der Größe und Güte von Joe Biden gesegnet."
Der einflussreiche Vorsitzende der demokratischen Fraktion im US-Senat, Chuck Schumer, erklärte, Biden habe sich als großartiger Präsident erwiesen. "Seine Entscheidung war natürlich nicht einfach, doch er hat erneut sein Land, seine Partei und unsere Zukunft an erste Stelle gesetzt", teilt er mit. "Joe, du zeigst heute, dass du ein echter Patriot und großer Amerikaner bist."
Der Senator von Colorado, John Hickenlooper, lobte Biden dafür für die Entscheidung zum Ausstieg. "Seit mehr als 50 Jahren im öffentlichen Dienst hat Präsident Biden das Land immer vor persönliche Anliegen oder Ambitionen gestellt. So ist er nun einmal", sagte der Senator in einer Erklärung. "Seine Präsidentschaft - und seine Karriere - wird neben der von Roosevelt und Johnson wegen ihres Ausmaßes, ihrer Größe und ihres nachhaltigen Einflusses auf die amerikanische Gesellschaft in Erinnerung bleiben.
Der Vorsitzende des Nationalen Komitees der Demokraten, Jaime Harrison, äußerte sich bewegt von Bidens Verzicht. "Denn dieser Präsident, Joe Biden, war ein Präsident der Veränderung, er war eine große Führungspersönlichkeit, er ist ein guter Mann, ein anständiger Mann, der so viel für diese Nation getan hat, der so viel getan hat, um uns als Menschen zu sehen, um uns wertzuschätzen, um für uns zu kämpfen", sagte Harrison. "Wir werden das durchstehen, meine Freunde, wie wir es immer tun." Der demokratische Fraktionsvorsitzende im Senat, Dick Durbin, blickte bereits voraus. "Jetzt muss sich die Demokratische Partei hinter einem Kandidaten vereinen, der Donald Trump besiegen und Amerika in die richtige Richtung lenken kann. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um diese Bemühungen zu unterstützen."
Unterstützung aus der Familie
Jill Biden kommentierte den Rückzug ihres Ehemannes mit einem Emoji. Die First Lady repostete über ihren privaten Account auf der Plattform X den entsprechenden Beitrag von US-Präsident Joe Biden mit zwei pinkfarbenen Herzen.
Die Enkeltochter von US-Präsident Biden, Naomi Biden, erklärte, sei "einfach nur stolz" auf ihren Großvater. Er sei nicht nur der effektivste Präsident unserer Zeit gewesen - und werde es auch weiterhin sein, schrieb die 30-Jährige auf X. "Unsere Welt ist heute dank ihm in vielerlei Hinsicht besser." Er habe sich wahrscheinlich bereits als der effektivste und wirkungsvollste Staatsdiener in der Geschichte der USA etabliert. "An die Amerikaner, die ihm immer den Rücken gestärkt haben: Bleibt weiter hoffnungsvoll." Naomi Biden ist die Tochter von Bidens Sohn Hunter Biden.
Fehler nicht zu spät korrigiert
Als einer der Ersten reagierte sein republikanischer Herausforderer Donald Trump auf Bidens Bekanntmachung. In einem Telefonat mit dem US-Sender CNN, wenige Minuten nachdem Biden seinen Rückzug angekündigt hatte, bezeichnete der ehemalige Präsident Biden als "den mit Abstand schlechtesten Präsidenten in der Geschichte unseres Landes".
Deutsche Politiker zollten Biden für seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen Respekt. "Joe Biden hat als Präsident seinem Land auf beeindruckende Art und Weise gedient. Und er tut es auch mit diesem Schritt. Mein größter Respekt!", schrieb die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang auf X. CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf der Plattform X, Biden habe mehr als fünf Jahrzehnte lang dem amerikanischen Volk gedient. "Seine heutige Entscheidung verdient größten Respekt".
Nils Schmid, außenpolitischer Sprecher der SPD, sagte über Bidens Schritt: "Bis zuletzt zeigt er, dass er anders als Trump das Wohl seines Landes über persönliche Interessen stellt. Für den Wahlkampf wird dieser Kontrast jetzt noch deutlicher werden. Das ist eine große Chance für die Demokraten", so Schmid zu Reuters. "Joe Biden verdient Respekt für diese Entscheidung."
Biden habe seinen Fehler, erneut zu kandidieren, spät, aber nicht zu spät korrigiert, schrieb der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen auf X. "Auch das verdient größten Respekt. Die Demokratische Partei hat nun die Chance, den Wahlkampf noch einmal zu drehen."
Dank aus Israel
Spitzenpolitiker aus Tschechien und Polen würdigten Bidens Verdienste. "Lieber Präsident Joe Biden, Sie haben oft schwierige Entscheidungen getroffen, dank derer Polen, Amerika und die Welt sicherer sowie Demokratie und Freiheit stärker sind", schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk bei X. Er sei überzeugt, dass sich Biden davon auch bei seiner jetzigen Entscheidung habe leiten lassen. Es sei für den US-Demokraten "vielleicht die schwierigste im Leben."
"Das ist zweifellos die Entscheidung eines Staatsmanns, der seinem Land jahrzehntelang gedient hat", schrieb der tschechische Regierungschef Petr Fiala bei X. "Es ist ein verantwortungsvoller und persönlich sicher nicht leichter Schritt, der aber deshalb umso mehr Anerkennung verdient", führte der liberalkonservative Politiker aus. Er drücke den USA die Daumen, dass aus der Wahl im November ein guter Präsident hervorgehe.
Israels Präsident Izchak Herzog schrieb auf X: "Ich möchte meine aus tiefstem Herzen empfundene Dankbarkeit für @POTUS zum Ausdruck bringen." Als erster US-Präsident habe er Israel in Kriegszeiten besucht. "Und als wahrer Verbündeter des jüdischen Volkes ist er ein Symbol für die unzerreißbaren Bande zwischen unseren beiden Völkern."
Quelle: ntv.de, sba/dpa/rts