Noch "in dieser Woche" USA befürchten: Irans Vergeltungsschlag steht bevor
12.08.2024, 20:55 Uhr Artikel anhören
Ihn will der Iran rächen: den getöteten Hamas-Auslandschef Ismail Hanija.
(Foto: via REUTERS)
Seit Tagen bereitet sich Israel auf eine mögliche Attacke durch den Iran oder dessen Partner vor. Die Amerikaner warnen, dass ein solcher Schlag kurz bevorstehen könnte. Unklar ist, was Israel erwartet.
Die US-Regierung befürchtet, dass mögliche Vergeltungsschläge des Iran und seiner Verbündeten gegen Israel kurz bevorstehen könnten. Die USA teilten die Einschätzung Israels, dass es "in dieser Woche" womöglich dazu kommen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Es handele sich um eine Bewertung der US-Seite, die mit jener der Israelis übereinstimme, betonte er.
"Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wie ein Angriff des Irans und seiner Stellvertreter aussehen könnte", sagte Kirby. "Aber wir müssen auf eine mögliche Reihe von Angriffen vorbereitet sein, die erheblich sein könnten." Aus diesem Grund hätten die USA ihre militärische Aufstellung in der Region verstärkt. Zugleich mahnte Kirby, niemand wolle eine weitere Eskalation im Nahen Osten. Das US-Militär hatte seine Präsenz dort angesichts des erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel zuletzt in mehreren Schritten ausgebaut. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, brachten dazu zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region.
Nach der Tötung eines Militärkommandeurs der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der mit der Organisation verbündeten islamistischen Hamas in Teheran hatten der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung angekündigt. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Hanija, kam Ende Juli bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung ums Leben. Der Iran beschuldigt Israel. Das Land äußerte sich bislang nicht dazu. Die gezielte Tötung des Militärkommandeurs der Hisbollah reklamierte Israel wiederum für sich.
Biden telefoniert mit Staatschefs
Israels Streitkräfte sind seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi betonte nach einem Treffen mit hochrangigen Militärs, die Armee befinde sich weiterhin in hoher Bereitschaft, um sich auf Offensiv- und Defensivmaßnahmen vorzubereiten.
Unterdessen hat US-Präsident Joe Biden mit mehreren europäischen Staats- und Regierungschefs über die Gefahr eines iranischen Vergeltungsschlags beraten. Biden habe mit den Regierungschefs aus Deutschland, Großbritannien und Italien sowie dem französischen Präsidenten gesprochen, sagte Kirby weiter. Gemeinsam rufen sie den Iran auf, seine Angriffsdrohungen gegen Israel zu beenden.
In einer gemeinsamen Erklärung hieß es, ein solcher Angriff würde "ernste Konsequenzen für die Sicherheit in der Region haben". Teheran solle "seine fortgesetzten Drohungen mit einem militärischen Angriff auf Israel unterlassen". Die Bemühungen um eine Deeskalation der Lage und ein Abkommen über eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln im Gazastreifen würden unterstützt, hieß es in der Erklärung weiter. "Es gilt, keine weitere Zeit mehr zu verlieren", erklärten die fünf Politiker nach einem gemeinsamen Telefonat. Deshalb müssten, wie von den USA, Ägypten und Katar vorgeschlagen, die Verhandlungen in dieser Woche wieder aufgenommen werden.
Quelle: ntv.de, ses/AFP/dpa