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Wende bei Langstreckenwaffe? USA wohl doch zu ATACMS-Lieferung an Kiew bereit

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Könnten bald doch aufseiten der Ukraine zum Einsatz kommen: Langstreckenwaffen des Typ ATACMS.

Könnten bald doch aufseiten der Ukraine zum Einsatz kommen: Langstreckenwaffen des Typ ATACMS.

(Foto: picture alliance / Photoshot)

US-Präsident Biden verspricht Kiew eine weitere Waffenlieferung. Die ersehnten ATACMS-Langstreckenwaffen fehlen allerdings. Einem Bericht zufolge sind die Amerikaner nun aber doch bereit, sie an die Ukraine zu senden - in geringer Zahl. Das könnte entscheidenden Einfluss auf die deutsche Prüfung einer Lieferung eigener Marschflugkörper haben.

US-Präsident Joe Biden soll seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj bei dessen Besuch in Washington offenbar doch die Lieferung einer kleinen Anzahl von Langstreckenraketen des Typs ATACMS zur Unterstützung im Krieg gegen Russland zugesagt haben. Das berichtet NBC News und beruft sich dabei auf drei US-Beamte und ein mit den Gesprächen vertrauten Kongressbeamten. Die Beamten, die nicht befugt seien, öffentlich zu sprechen, sagten jedoch nicht, wann die Raketen geliefert würden oder wann eine öffentliche Ankündigung der Lieferung erfolgen würde, hieß es weiter.

Die Lieferung wäre zudem von Bedeutung, weil es die Debatte in Deutschland über die Lieferung von Taurus-Raketen befeuern könnte. Bislang hat die Bundesregierung lediglich zugesagt, die Lieferung dieser Marschflugkörper zu prüfen. Die Taurus-Marschflugkörper sind für die Zerstörung von Bunkern und geschützten Gefechtsständen in bis zu 500 Kilometer Entfernung geeignet. Erst am Vortag hatte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan erklärt, dass Biden beim Selenskyj-Besuch keine ATACMS zusagen werde. Biden habe sich nach sorgfältiger Abwägung gegen eine Lieferung von ATACMS-Raketen entschieden, sagte Sullivan weiter. "Er schließt es aber für die Zukunft auch nicht aus."

Nach Angaben der "Washington Post" soll es sich bei den zugesagten Raketen aber um eine spezielle Variante der Langstreckenwaffe handeln. Sie soll mit Streubomben statt mit einem einzelnen Sprengkopf bewaffnet sein. Die Ukraine wollte aber gerade die besonders wirkungsvollen Einzelsprengköpfe haben. Diese sind in der Lage dickes Mauerwerk, etwa von Bunkern, zu durchbrechen.

Die ressortübergreifenden Diskussionen darüber, ob die Waffen genehmigt werden sollen, seien in den vergangenen Tagen vom Stellvertreterausschuss, einem Treffen von Vertretern der zweithöchsten Beamten der nationalen Sicherheitsbehörden, auf den Hauptausschuss verlagert worden, an dem die Leiter der einzelnen Behörden teilnehmen, sagten die Beamten laut "Washington Post".

ATACMS mit 300 Kilometern Reichweite

Seit Monaten fordert die Ukraine das Army Tactical Missile System (ATACMS), das Kiew in die Lage versetzen würde, Ziele in einer Entfernung von bis zu 300 Kilometern anzugreifen und Nachschublinien, Eisenbahnlinien sowie Kommando- und Kontrollpunkte hinter der russischen Front zu treffen.

Aus Verteidigungskreisen verlautete, dass die USA über keinen großen Vorrat an ATACMS verfügen, die der Ukraine zur Verfügung gestellt werden könnten. Außerdem haben sich einige in Washington gegen die Lieferung der umgangssprachlich als "Attack-Ems" bezeichneten Waffe gesträubt, weil sie befürchten, dass sie den Krieg mit Russland ausweiten würde, hießt es bei NBC weiter.

Der Beamte des Kongresses sagte, es gebe immer noch eine Debatte darüber, welche Art von Raketen und wie viele davon an die Ukraine geliefert werden sollten. Die Beamten fügten hinzu, dass osteuropäische Länder der Ukraine bereits große Teile ihrer Waffenbestände überlassen hätten.

Quelle: ntv.de, als

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