Politik

"Abenteuer in der Ferne" Russland lockt Afrikanerinnen zum Drohnen-Bau ins Land

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Eine Shahed-Drohne aus iranischer Entwicklung.

Eine Shahed-Drohne aus iranischer Entwicklung.

(Foto: IMAGO/Middle East Images)

Regelmäßig greifen die Kreml-Truppen die Ukraine mit Shahed-Drohnen an. Die meisten werden abgeschossen oder zum Absturz gebracht, doch viele sorgen auch für Tod und Zerstörung. Für die Produktion der Flugobjekte lockt Russland Frauen aus Afrika ins Land - und erzählt ihnen vorher etwas ganz anderes.

Etwa 200 Frauen aus Afrika bauen in Russland Drohnen für den Einsatz im Ukraine-Krieg. Betroffene berichteten, sie seien mit Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken angelockt worden, die ihnen ein kostenloses Flugticket, Geld und ein Abenteuer in der Ferne versprochen hätten. Sie hätten ein Computerspiel und einen russischen Vokabeltest absolvieren müssen, der 100 Worte umfasst habe.

Statt in einem Werkstudentenprogramm in Bereichen wie dem Gastgewerbe oder der Gastronomie hätten einige der Frauen nach ihrer Ankunft in der russischen Region Tatarstan jedoch erfahren, dass sie in einer Fabrik zur Herstellung von Kriegswaffen arbeiten müssen, berichteten die Frauen. Dort müssten sie im Iran entwickelte Drohnen zusammenbauen, mit denen die Ukraine angegriffen wird.

In den Gesprächen berichteten einige der Frauen von langen Arbeitstagen unter ständiger Überwachung, gebrochenen Versprechen bezüglich Lohn und Studiengebieten sowie der Arbeit mit ätzenden Chemikalien, die Narben und Juckreiz verursachen.

Produktion in Sonderwirtschaftszone

Um einen Arbeitskräftemangel in Kriegszeiten in Russland auszugleichen, hat der Kreml Frauen im Alter von 18 bis 22 Jahren aus Ländern wie Uganda, Ruanda, Kenia, Südsudan, Sierra Leone und Nigeria rekrutiert, außerdem aus dem südasiatischen Sri Lanka. Russland weitet die Kampagne zudem auf andere Orte in Asien und Lateinamerika aus.

Wie aus der Recherche hervorgeht, liegt damit ein wichtiger Teil der russischen Waffenproduktion in den Händen der etwa 200 unerfahrenen Afrikanerinnen, die an der Seite russischer Berufsschüler arbeiten, die teils erst 16 Jahre alt sind. Die Produktion erfolgt demnach in der Sonderwirtschaftszone Alabuga in Tatarstan, etwa 1000 Kilometer östlich von Moskau.

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Die Nachrichtenagentur AP analysierte Satellitenaufnahmen des Industriekomplexes sowie interne Dokumente und sprach mit einem halben Dutzend Frauen, die dort tätig sind. Zudem machte sie Hunderte Videos des Online-Rekrutierungsprogramms "Alabuga Start" ausfindig, um sich einen Eindruck vom Geschehen in der Fabrik zu verschaffen.

Vorwürfe, dass Russland Menschen für den Krieg gegen die Ukraine unter falschen Versprechungen lockt, gibt es auch anderweitig immer wieder. So hatte unter anderem Sri Lanka von Moskau gefordert, Hunderte Staatsbürger zurückzubringen, die an die Front gelockt worden seien. Ähnliches war auch aus Indien oder Kuba zu hören.

Quelle: ntv.de, rog/AP

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