Jagd auf Zivilisten befohlenUkraine identifiziert Butscha-Kommandeur

Butscha wurde zum Symbol russischer Kriegsverbrechen in der Ukraine: Wahllos machten Russen 2022 Jagd auf Zivilisten, folterten und töteten sie. Jetzt kommt die Ukraine bei der Aufklärung der Gräuel einen Schritt weiter.
Die Ukraine hat erstmals einen russischen Kommandeur als Verdächtigen für einige der Tötungen im Kiewer Vorort Butscha im Jahr 2022 identifiziert. Der Zugführer der 76. Luftlandedivision sei für 17 Tötungen und 4 Fälle von Misshandlungen verantwortlich, die von Truppen unter seinem Kommando begangen wurden, teilte die internationale Rechtsstiftung Global Rights Compliance unter Berufung auf ukrainische Ermittlungsunterlagen mit. Dies sei ein entscheidender Schritt zur Aufklärung der Befehlskette hinter den Massentötungen von Zivilisten, erklärte der stellvertretende ukrainische Generalstaatsanwalt Andrij Leschtschenko.
Den Ermittlungen zufolge habe der Kommandeur seinen Truppen befohlen, Personen zu jagen und zu töten, die als Unterstützer der ukrainischen Streitkräfte galten. Nach den Tötungen habe er angeordnet, einige Leichen zu verbrennen, um die Verbrechen zu verschleiern. Der Mann befinde sich nicht in ukrainischem Gewahrsam.
Bei der Rückeroberung Butschas Ende März 2022 nach einmonatiger russischer Besatzung hatten ukrainische Truppen Leichen auf den Straßen gefunden. Mehr als 450 Tote wurden aus Massengräbern geborgen, Hunderte weitere Menschen starben in der Region. Bislang hatten ukrainische Staatsanwälte nur gegen einfache Soldaten ermittelt, nicht gegen Kommandeure.
Butscha wurde zum Symbol der zahlreichen russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Die Vereinten Nationen bestätigten später in einem Bericht den Tod von Dutzenden Zivilisten. Russische Offizielle weisen die Vorwürfe bis heute zurück, auch der Kreml bezeichnet die Ereignisse von Butscha als Inszenierung und Fälschung. Im April 2022 zeichnete zudem Kremlchef Wladimir Putin eine Brigade aus, der die Ukraine Kriegsverbrechen und massenhafte Tötungen in der Stadt vorgeworfen hat. Die 64. motorisierte Infanteriebrigade erhielt den Ehrentitel einer "Garde", die Auszeichnung wurde mit "Heldentum und Tapferkeit, Entschlossenheit und Mut" der Mitglieder begründet.