Geschosse auf zivile Ziele Ukraine meldet russischen Angriff auf Nikopol
16.10.2022, 17:15 Uhr
Ein Verwaltungsgebäude in Donezk wurde offenbar stark beschädigt.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Russland greift nach ukrainischen Angaben weiterhin zivile Ziele an. Demnach schlagen im südlichen Nikopol Dutzende Geschosse ein. In Donezk berichten die Separatisten derweil über heftige ukrainische Angriffe. Und Russland will einen Vormarsch der Ukraine zurückgeschlagen haben.
Die Ukraine hat die russische Armee für weitere Angriffe auf zivile Ziele verantwortlich gemacht. Allein in Nikopol im Süden des Landes seien mehr als 30 Geschosse eingeschlagen, teilte der stellvertretende Chef des Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, per Telegram mit. Sechs Menschen wurden verletzt, mehr als 20 Häuser sowie mehrere Stromleitungen wurden beschädigt, hieß es. Berichte aus den Kampfgebieten können nicht unabhängig geprüft werden. Nikopol liegt dem zuletzt mehrfach beschossenen Atomkraftwerk Saporischschja gegenüber - am anderen Ufer des hier zum Stausee geformten Flusses Dnipro.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuletzt von einer "sehr schwierigen Situation" in den Gebieten Donezk und Luhansk gesprochen. Am schwierigsten sei sie wie in Tagen zuvor bei der Stadt Bachmut. Der Militärgouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, berichtete von einem Toten und drei Verletzten in dem Ort.
Das ukrainische Verteidigungsministerium veröffentlichte per Twitter ein Video, das die Lage bei Bachmut zeigen soll. Der Clip mit einer zerfurchten Landschaft sei kein Filmmaterial über die Schlacht von Verdun, sondern zeige Schützengräben der ukrainischen Infanterie, die seit Monaten unter schwerem russischen Beschuss liege, hieß es.
Leichenfunde in Lyman
Nach Angaben von Militärgouverneur Kyrylenko wurden nach dem Abzug russischer Truppen aus der Stadt Lyman im Osten der Ukraine sechs weitere tote Zivilisten gefunden. Die örtlichen Behörden hatten dort nach eigenen Angaben bereits zahlreiche Gräber entdeckt. Dem Generalstab in Kiew zufolge zerstörte die ukrainische Armee mehrere Munitionslager der russischen Armee im Raum Saporischschja. Auch dies konnte nicht unabhängig geprüft werden.
Das ukrainische Militär berichtete auch von andauernden Kämpfen im Gebiet Cherson. Dort sowie in den Regionen Donezk und Mykolajiw hat Russland nach eigenen Angaben einen Vormarsch ukrainischer Truppen abgewehrt. Dabei seien der ukrainischen Seite erhebliche Verluste zugefügt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Unter anderem seien im Raum Charkiw drei US-Haubitzen vom Typ M777 getroffen worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, russischen Agenturen zufolge. Russland habe seine Angriffe gegen militärische Ziele und die Energieversorgung mit "Präzisionswaffen" fortgesetzt.
Bericht über Kämpfe in Donezk
Die von Russland gelenkten Separatisten in der Ostukraine hatten zudem über einen Beschuss der Stadt Donezk durch die ukrainische Armee berichtet. Dabei sei ein Verwaltungsgebäude stark beschädigt worden, teilte Bürgermeister Alexej Kulemsin der russischen Nachrichtenagentur TASS zufolge mit. Unter anderem seien Fensterscheiben zerborsten und Autos in Brand geraten, hieß es. Kulemsin sprach von mindestens zwei Verletzten. "Wie durch ein Wunder ist niemand gestorben", wurde er zitiert. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig bestätigen. Die Industriestadt Donezk steht seit 2014 unter der Kontrolle von prorussischen Separatisten.
Die von Moskau unterstützen Kräfte machten die ukrainische Armee für 40 Attacken auf Ziele in der von Russland anerkannten "Volksrepublik Donezk" innerhalb von 24 Stunden verantwortlich. Dabei sei ein Zivilist getötet worden, vier weitere wurden verletzt. Im russischen Gebiet Belgorod nördlich der Ukraine machte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow die Ukraine ebenfalls für den Beschuss verantwortlich. Dabei seien drei Mitglieder einer Familie verwundet worden, teilte Gladkow per Telegram mit.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/rts