Beschluss im Parlament in KiewUkraine streicht Russisch von der Liste schützenswerter Sprachen

Viele Menschen in der Ukraine beherrschen die russische Sprache. Doch Kiew stuft sie nun nicht mehr als schützenswert ein. Seit Beginn des Angriffskrieges findet in vielen Bereichen eine Abkehr vom Russischen statt.
Das ukrainische Parlament hat mit einem Beschluss die Sprachen aktualisiert, die als besonders schützenswert eingestuft werden. Darunter befindet sich nun kein Russisch mehr. Auch die moldauische Sprache wurde gestrichen, teilte der Abgeordnete Volodymyr Viatrovych auf Facebook mit. Weiter auf der Liste befinden sich hingegen Belarussisch, Bulgarisch, Gagausisch, Krimtatarisch, Neugriechisch, Deutsch, Polnisch, Rumänisch, Slowakisch, Ungarisch, Tschechisch und Hebräisch.
In der Ukraine beherrscht ein großer Teil der Bevölkerung neben der ukrainischen auch die russische Sprache, die teilweise Muttersprache ist. Der Kreml begründet seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg unter anderem mit der Falschbehauptung, dass die russischsprachige Bevölkerung in der Ukraine geschützt werden müsse. Das Vorgehen des ukrainischen Parlaments wird nun möglicherweise von der Propaganda des Kreml genutzt, der seine Erzählung von einer angeblichen "Russophobie" in der Ukraine verbreiten will.
Russland unterdrückt seinerseits massiv alles Ukrainische in den teilweise seit 2014 besetzten ukrainischen Gebieten. Dort findet eine umfassende Russifizierung der Bevölkerung statt.
Ukraine sagt sich vom Russischen los
Die Ukraine vollzieht seit dem Beginn des Angriffskrieges im Jahr 2022 eine umfassende Abkehr in vielen Bereichen vom Russischen, nicht nur bei der Sprache. Beispielsweise werden im ganzen Land seit Jahren alte sowjetische Denkmäler abgerissen.
Die ukrainische Beauftragte für den Schutz der Staatssprache, Olena Ivanovska, sagte im November im Gespräch mit Radio Liberty, 2022 und 2023 habe es einen Höhepunkt der "Ukrainisierung" gegeben. Viele Menschen seien wegen des Krieges von der russischen zur ukrainischen Sprache gewechselt, sechs bis sieben Prozent jedoch später wieder zurückgekehrt. "Der Mensch kann nicht ständig unter solcher Anspannung stehen und sich selbst und sein Verhalten kontrollieren. Dementsprechend verbinde ich diesen Rückschlag auch mit der Tatsache, dass es sich um eine Gewohnheit handelt", sagte Ivanovska.