Liefern oder nicht liefern? Umfrage zeigt leichte Verschiebung beim Thema Taurus
19.09.2023, 15:27 Uhr Artikel anhören
Plakat am Rande eines Wahlkampfauftritts von Olaf Scholz in München. Die Forderung teilt bislang weder der Kanzler noch die Mehrheit der Deutschen.
(Foto: picture alliance / Panama Pictures)
Eine Mehrheit der Deutschen ist wie der Bundeskanzler weiterhin gegen die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Allerdings verschiebt sich die Stimmung im Vergleich zur vorherigen Umfrage. Ein gespaltenes Meinungsbild gibt es unter den SPD-Anhängern.
In der Debatte um die Lieferung von Marschflugkörpern vom Typ Taurus hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Mehrheit der Bundesbürger auf seiner Seite. Wie Scholz lehnen 57 Prozent der Deutschen eine Lieferung der Raketen ab. Im Vergleich zu Anfang August ist diese Mehrheit kleiner geworden: Damals sprachen sich 66 Prozent gegen eine Lieferung aus.
35 Prozent der Deutschen sind dafür, dass die Bundesrepublik der Ukraine Taurus zur Verfügung stellt. In der Umfrage Anfang August waren es 28 Prozent.
In Ostdeutschland sprechen sich 25 Prozent für die Lieferung aus, 62 Prozent sprechen sich dagegen aus. In Westdeutschland sind 36 Prozent dafür und 57 Prozent dagegen. Aufgeteilt nach Parteipräferenzen unterstützen die Anhänger von Grünen und FDP mehrheitlich eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern: Unter den Grünen-Anhängern sind 52 Prozent dafür und 35 Prozent dagegen, bei den FDP-Anhängern ist das Verhältnis 50 zu 42 Prozent.
Unionsanhänger gegen Taurus-Lieferung
Die Stimmung in der SPD ist nahezu zweigeteilt: 43 Prozent ihrer Anhänger sprechen sich dafür aus, dass Deutschland der Ukraine Taurus liefert, 45 Prozent dagegen. Unter den Unionsanhängern sind 36 Prozent für die Lieferung, 55 Prozent dagegen. Bei der AfD gibt es eine Zustimmung von 15 Prozent zur Lieferung, 84 Prozent lehnen sie ab. Während CDU-Chef Friedrich Merz eine Lieferung von Taurus-Raketen an die Ukraine fordert, lehnt die Ukraine jede militärische Unterstützung des von Russland überfallenen Landes ab.
In der Frage, ob die von vielen NATO-Staaten und der EU beschlossene Lieferung weiterer Waffen und Munition die Ukraine in die Lage versetzen wird, größere Teile der von Russland besetzten Gebiete zurückzugewinnen, sind die Bundesbürger weiter in zwei gleich große Lager gespalten: 47 Prozent glauben das, 47 Prozent glauben das nicht.
Dass die zusätzlichen Waffenlieferungen die Ukraine zur Rückgewinnung größerer Gebiete befähigen werden, glauben am häufigsten die Anhänger der Grünen (66 Prozent), mehrheitlich aber auch die von SPD, Union und FDP. Zweifel an der Fähigkeit der Ukraine, mithilfe der zusätzlichen Waffenlieferungen größere Teile der besetzten Gebiete zurückzuerobern, äußern besonders häufig die Ostdeutschen (58 Prozent) und vor allem die Anhänger der AfD (80 Prozent).
Deutsche uneins in der Frage nach Kompromissen
Ein ähnlich gespaltenes Meinungsbild ergibt sich auf die Frage, ob die Ukraine irgendwann zu territorialen Konzessionen bereit sein sollte. Gefragt wurde: "Wenn es irgendwann zu Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges kommen sollte, sollte die Ukraine zu Zugeständnissen bereit sein und auf Gebiete in der Ostukraine verzichten?" Darauf antworteten 46 Prozent mit Ja und 44 Prozent mit Nein.
Während in Westdeutschland eine knappe Mehrheit von 46 zu 44 Prozent dagegen ist, von der Ukraine territoriale Zugeständnisse zu verlangen, sprechen sich vor allem die Ostdeutschen und die Anhänger der AfD dafür aus. Mehrheitlich mit Nein antworten die Anhänger von Grünen und SPD.
Nur eine Minderheit von 27 Prozent der Deutschen teilt die Vermutung, dass die westlichen Staaten ihre militärische Unterstützung für die Ukraine nicht fortsetzen wird, wenn es der Ukraine in absehbarer Zeit nicht gelingen sollte, Russland militärisch deutlich zurückzudrängen. 63 Prozent der Deutschen sagt, die westlichen Staaten werden die Ukraine auch dann weiterhin mit Waffen und Munition unterstützen. In dieser Frage fällt das Meinungsbild in Ost- und Westdeutschland sowie über alle politischen Lager hinweg sehr einheitlich aus.
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von RTL Deutschland am 15. und 18. September erhoben. Datenbasis: 1001 Befragte. Statistische Fehlertoleranz: plus/minus 3 Prozentpunkte.
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Quelle: ntv.de, hvo