An der Grenze zu Serbien Ungarn baut zweiten Zaun
27.02.2017, 14:52 Uhr
Schon seit 2015 steht an der Südgrenze zu Serbien ein Stacheldrahtzaun.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit zwei Jahren soll ein Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Serbien Flüchtlinge von Ungarn fernhalten. Ministerpräsident Orban kündigt jetzt den Bau eines zweiten Zauns an - mit dem Ziel, die Barriere noch effektiver zu machen.
Ungarn hat mit dem Bau eines zweiten Zauns an seiner Südgrenze zu Serbien begonnen, der parallel zum bereits bestehenden verlaufen soll. Die High-Tech-Anlage mit Nachtsichtkameras, Bewegungsmeldern und Wärmesensoren verstärkt den 2015 errichteten, mit Stacheldraht bewehrten Zaun entlang der 175 Kilometer langen Grenze im Süden Ungarns. Ein Regierungssprecher bestätigte einen Bericht der regierungsnahen Zeitung "Magyar Idok", wonach am Grenzübergang Kelebia bereits Pfeiler aufgerichtet wurden.
Dem Bericht zufolge sind als Bauarbeiter Gefangene tätig. Diese stellten demnach im vergangenen November bereits ein 10,3 Kilometer langes Teststück fertig. Der Chef-Sicherheitsberater von Ministerpräsident Viktor Orban, György Bakondi, sagte, dieses Teilstück habe die "Erwartungen übertroffen". Dort habe es keinerlei illegale Grenzüberquerung mehr gegeben.
Laut "Magyar Idok" soll der Bau in zwei Monaten abgeschlossen sein, bevor im Sommer wieder mit mehr Flüchtlingen zu rechnen sei. 2015 hatten mehr als 400.000 Flüchtlinge Ungarn auf ihrem Weg nach Nordwesteuropa durchquert, vor allem nach Deutschland. Die erste Sperranlage an der Grenze zu Serbien wurde im September 2015 fertiggestellt, eine weitere an der kroatischen Grenze einen Monat später. Danach passierten wesentlich weniger Flüchtlinge die Grenze.
Orbans Alleingänge verärgern EU-Partner
Hunderttausende Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, hatten in dem Jahr den Weg über die Türkei und den Balkan nach Deutschland genommen. Der Bau von Grenzzäunen in Ungarn, aber auch in Mazedonien, trug dazu bei, dass der Flüchtlingsstrom auf der Balkanroute weitgehend versiegte. Außerdem hatte die Türkei im Rahmen eines Abkommens mit der EU zugesagt, die Weiterreise der Flüchtlinge nach Griechenland zu unterbinden.
Die ungarische Regierung erklärte nun, der zweite Zaun solle die Barriere effektiver machen. Ministerpräsident Viktor Orban betrachtet Flüchtlinge als eine der größten Bedrohungen der Europäischen Union.
Mit seinen Alleingängen wie dem Bau des Grenzzaunes hat er viele seiner EU-Partner verärgert. Menschenrechtsgruppen haben die Grenzbefestigungen kritisiert und an die EU-Kommission appelliert, gegen die Unterlaufung des Asylrechts durch Ungarn vorzugehen.
Quelle: ntv.de, jki/rts/AFP