
Hörsaal der Uni Leipzig: Seit 1993 lehrt Rauscher an der Hochschule.
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Thomas Rauscher ist zuständig für ausländische Studierende der Uni Leipzig. Von fremden Kulturen hat er aber sein eigenes Bild. Der Professor poltert nicht zum ersten Mal gegen Flüchtlinge, den Islam und sich "vermehrende Afrikaner".
Thomas Rauscher aus Leipzig macht aus seinen politischen Ansichten kein Geheimnis: "'Ein weißes Europa brüderlicher Nationen'. Für mich ist das ein wunderbares Ziel!", twittert er zum Neonazi-Aufmarsch in Warschau vor drei Tagen. Kurz danach heißt es: "Wir schulden den Afrikanern und Arabern nichts. Sie haben ihre Kontinente durch (...) ungehemmte Vermehrung und Stammes- und Religionskriege zerstört und nehmen uns nun weg, was wir mit Fleiß aufgebaut haben".
Wäre Rauscher nun Pegida-Anhänger und/oder AfD-Wähler, wären seine Äußerungen nicht sonderlich überraschend. Aber Rauscher ist Direktor des Instituts für ausländisches und europäisches Privat- und Verfahrensrecht und unter anderem zuständig für die über ausländischen Studierenden der juristischen Fakultät. Darum sorgen seine Äußerungen auch für erheblichen Wirbel.
Schon zuvor war der Uni-Prof mit umstrittenen Äußerungen aufgefallen. Mehrfach hatte er bei Twitter den grundsätzlich gewaltsamen Charakter des Islam betont und gegen Flüchtlinge gepoltert. 2016 hatte sich der Studentenrat der Uni bereits ausdrücklich von ihm distanziert, als er behauptete: "Es gibt keinen friedlichen Islam. Dschihad ist der Auftrag dieser Leute. Deutschland wird sich mit dem wohlmeinenden Irrtum selbst zerstören". Zu Widerstand gegen die Flüchtlingspolitik rief er damals mit den Worten auf: "Es ist natürlich, sich zu wehren, wenn die eigene Kultur untergeht. Die 'Angst des weißen Mannes' sollte wehrhaft werden!"
Damals bezeichnete die Uni-Rektorin Beate Schücking die Äußerungen als "bedauerlich". Die aktuellen Äußerungen Rauschers könnten jedoch handfeste Konsequenzen für den Juristen haben. Die Uni Leipzig reagierte zügig: "Wir stehen für Weltoffenheit und Toleranz und stellen uns gegen intolerantes und fremdenfeindliches Gedankengut. Wir werden nun Untersuchungen einleiten und dienstrechtliche Schritte gegen Herrn Prof. Rauscher prüfen", heißt es in einer Erklärung. Auch die sächsische Staatskanzlei äußerte, Rauschers Äußerungen entsprächen nicht dem weltoffenen und toleranten Anspruch der sächsischen Hochschulen.
"Weißes Europa, thailändisches Thailand, afrikanisches Afrika"
Rauscher selbst fühlt sich missverstanden und in seinem Recht zur freien Meinungsäußerung beschnitten. "Das 'weiße Europa' ist (...) eine, so sollte man meinen, verständliche Chiffre für die durch Christentum, europäische Kultur und Tradition und, ja, auch dies, Menschen weißer Hautfarbe geprägte europäische Identität", schreibt Rauscher in einer Stellungnahme zu den Vorwürfen.
"Mir schien dieses eine Zitat von einem Transparent der Demonstration als eine sehr knappe, pointierte Zusammenfassung dessen, was national und konservativ denkende Menschen in Europa derzeit bewegt", sagte er gegenüber der "Huffington Post" zu seinem Wunsch eines "weißen Europas". Und er führte aus: "Das weiße Europa ist - das möchte ich ganz deutlich positiv sagen, genauso wie ein schwarzes Afrika oder ein thailändisches Thailand - ein wunderbares Ziel: Bewusstsein für die eigene Kultur und die eigene Geschichte sowie eine gewisse Pflege für den Raum, in dem sich die Kultur entwickelt."
In einem früheren Interview mit dem Leipziger Studierendenmagazin "student!" kritisierte Rauscher, die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Marie Stange habe den Hochschulen eine flüchtlingsfreundliche Meinung verordnet. Rauscher sagt in dem Interview, er befürworte eine weltoffene Hochschule und einen Dialog zwischen den Kulturen. Dies habe mit der Frage, auf welchem Weg Menschen nach Deutschland kommen, nichts zu tun. Multikulturelle Zielsetzungen hält er für schädlich, weil sie von einer Vereinheitlichung der Kulturen ausgingen.
Als "lächerlich" bezeichnet Rauscher gegenüber der "Huffington Post" den Vorwurf des Rassismus. Es sei eine "Universalkeule", die heutzutage verwendet werde, um "von vornherein bestimmte Denkansätze, eine Diskussion und jede Kritik an der aktuelle Flüchtlingspolitik" im Keim zu ersticken.
An der Uni haben Studierende derweil Flugblätter gegen Rauscher verteilt und Proteste in Vorlesungen organisiert. Sie fordern den Rauswurf des Professors. Sein Twitter-Konto hat Rauscher bereits am 16. November gelöscht. Sein letzter Tweet lautete: "Wir erleben in Deutschland eine geradezu mittelalterliche Hexenjagd, wenn man den Dogmen der linken politischen Correctness widerspricht. (...) Wollen wir wirklich eine solche Gesellschaft? Soll man aus Angst schweigen?".
Quelle: ntv.de