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"Er ist ein Angstkanzler" Union schießt in Taurus-Debatte gegen Scholz

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Das Streitobjekt: der Marschflugkörper Taurus.

Das Streitobjekt: der Marschflugkörper Taurus.

(Foto: IMAGO/Political-Moments)

Bundeskanzler Olaf Scholz bleibt beharrlich auf seinem Standpunkt: Mit ihm gibt es keinen Taurus-Marschflugkörper für die Ukraine. Im Bundestag wird das Thema weiterhin debattiert. Und dabei findet besonders die Union deutliche Worte zum Verhalten des deutschen Regierungschefs.

Die Union hat Bundeskanzler Olaf Scholz in der Debatte um eine Taurus-Lieferung an die Ukraine vor Angstmacherei gewarnt. "Hören Sie bitte auf, in fälschlicher Art und Weise das Wort Eskalation hier einzubringen in die deutsche Debatte. Es ist nur (der russische Präsident Wladimir) Putin, der eskaliert", sagte Unionsfraktionsvize Johann Wadephul im Bundestag. Der CSU-Außenpolitiker Thomas Erndl sagte: "Olaf Scholz ist kein Friedenskanzler. Er ist ein Angstkanzler. Und am Schluss ein Sicherheitsrisiko für Deutschland."

Das Parlament debattierte einen von der FDP vorlegten Antrag mit der Forderung, das weitreichende Waffensystem an die Ukraine zu liefern. Um den Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern im Abwehrkampf der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg gibt es seit langem eine Debatte. Scholz will die schon im Mai 2023 von der Ukraine erbetenen Marschflugkörper mit einer Reichweite von 500 Kilometern nicht liefern.

"Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt unseren Kanzler darin, keine Waffen zu liefern, die weit in das russische Staatsgebiet hineinreichen oder für deren Zielplanung - wie beim Taurus-Marschflugkörper - deutsche Soldaten benötigt würden, weil wir keine Eskalation des Krieges wollen", sagte Ralf Stegner dazu. Der ukrainische Botschafters Oleksij Makejew verfolgte die Debatte.

FDP-Fraktionschef Christian Dürr warnte, "indirekt das russische Narrativ zu bedienen, wer weitreichende Waffensysteme liefert, der könnte sogar einen Atomkrieg in Europa provozieren." Das sei das Narrativ von Putin. Die SPD und der Bundeskanzler versuchten, Zögern und Zaudern als Besonnenheit zu verkaufen.

Grüne kritisieren Schaufensteranträge

Dagegen warf Deborah Düring der FDP vor, sie habe in ihrer Zeit in der gemeinsamen Regierung die finanzielle Ausstattung für eine ausgeweitete Ukraine-Hilfe verweigert. Nun lege sie Schaufensteranträge vor.

Die AfD nutzte die Debatte für eine Grundsatzkritik an der Ukraine-Politik. Zwei ehemalige Sowjetrepubliken stünden sich im Streit um Gebietsansprüche gegenüber. "Das ist nicht unser Krieg", sagte der AfD-Abgeordnete Stefan Keuter. Er bezeichnete es als nachvollziehbar, dass eine Großmacht wie Russland vor der eigenen Tür Sicherheitsinteressen habe.

Gregor Gysi bezeichnete Hoffnungen auf einen militärischen Sieg der Ukraine als eine "folgenschwere Illusion". Er forderte Gespräche mit Putin, um eine Waffenruhe zu erreichen. Auf eine Nachfrage konkretisierte er, man hätte Putin mitteilen sollen, dass die gesamte NATO keine Waffen mehr liefere, wenn er zeitgleich mit einem Waffenstillstand einverstanden ist. "Und wenn er dann nein gesagt hätte, hätte er indirekt gesagt, liefert weiter Waffen. Das wäre ihm schwergefallen, aber sie haben es nicht einmal versucht", sagte Gysi dazu.

Die Ukraine bittet die Verbündeten immer wieder um weitreichende Waffen, um russische Logistik und Militärflugplätze der Luftwaffe weit hinter der Frontlinie auch auf russischem Territorium angreifen zu können. Die weitreichendste von Deutschland gelieferte Waffe ist der Raketenwerfer Mars II, der Ziele in 84 Kilometern Entfernung treffen kann. Nur für ein begrenztes Gebiet rund um Charkiw hat die Bundesregierung den Einsatz dieser Waffe oder auch der Panzerhaubitze 2000 mit einer Reichweite von 56 Kilometern auch gegen Ziele auf russischem Boden erlaubt.

Quelle: ntv.de, lme/dpa

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