Politik

Viele Kranke bekommen Vorrang Vakzin-Lieferungen sollen ab April anziehen

Als Erste können sich derzeit unter anderem Über-80-Jährige impfen lassen.

Als Erste können sich derzeit unter anderem Über-80-Jährige impfen lassen.

(Foto: dpa)

Ab dem Frühjahr dürfte es bei den Corona-Impfungen viel schneller vorangehen. Die Bundesregierung schätzt, dass Deutschland alleine im zweiten Quartal 77 Millionen Impfdosen erhält. Die Prognose ist jedoch mit einiger Vorsicht zu genießen. Derweil sind Änderungen bei der Impfreihenfolge geplant.

Die Bundesregierung rechnet mit einem deutlichen Anstieg der Lieferung an Corona-Impfdosen ab April. Das geht aus einer neuen Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums hervor, die mehreren Nachrichtenagenturen vorliegt. Demnach rechnet das Gesundheitsministerium im ersten Quartal insgesamt mit der Lieferung von 18,3 Millionen Impfdosen der Hersteller Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca. Die Präparate der drei Hersteller erfordern für den vollen Schutz aber zwei Impfungen. Im zweiten Quartal soll Deutschland dann aber mit der Lieferung von insgesamt 77,1 Millionen Impfdosen mehrerer Hersteller rechnen können. Allein von Biontech/Pfizer sollten es 40,2 Millionen Impfdosen werden.

Im dritten Quartal - also bis Ende September - wird dann sogar mit der Lieferung von zusammengerechnet 126,6 Millionen Impfdosen gerechnet. Auf dieser Basis wäre die Ankündigung von Kanzlerin Angela Merkel, dass jeder Bürger bis Ende des Sommers ein Impfangebot erhalten sollte, rein rechnerisch machbar. Ein Grund für die starke Steigerung ist auch, dass damit gerechnet wird, dass im zweiten Quartal auch die Impfstoffe von Curevac und Johnson & Johnson zugelassen werden. Im vierten Quartal sollen dann nochmals 100 Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller dazu kommen. Im letzten Quartal 2020 waren der Übersicht zufolge 1,3 Millionen Dosen des ersten zugelassenen Impfstoffes der Hersteller Biontech und Pfizer geliefert worden.

Die Schätzung des Bundesgesundheitsministeriums bezieht sich auf geschlossene Verträge und geplante Vereinbarungen sowie voraussichtliche Zulassungstermine einiger Impfstoffe. Allerdings wird in dem Papier auf erhebliche Unsicherheiten bei den Firmen verwiesen: "Die konkreten Liefertermine und Liefermengen von Covid-19-Impfstoffen hängen von zahlreichen Faktoren ab, insbesondere vom Verlauf der klinischen Prüfungen, vom Ergebnis des behördlichen Zulassungsverfahrens, von den Produktionsprozessen, den Lieferketten der Ausgangsstoffe sowie den Ergebnissen der Qualitätskontrollen", heißt es vorsorglich. "Entsprechende Prognosen darüber sind daher immer mit Unsicherheiten behaftet, Änderungen sind nicht ungewöhnlich."

Kranke sollen teilweise früher geimpft werden können

Menschen mit Vorerkrankungen sollen bei den Corona-Impfungen voraussichtlich teilweise etwas früher zum Zug kommen können als bisher geplant. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will die Vorgaben zu den Impfungen in Deutschland so ändern, dass die Einstufungen einzelner Krankheitsbilder in die Prioritätengruppen an neue Daten angepasst werden.

Zudem soll die Altersempfehlung für den nun ebenfalls zugelassenen Impfstoff von Astrazeneca berücksichtigt werden. Das geht aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Entwurf für eine veränderte Coronavirus-Impfverordnung hervor. Spahn sagte in einer Pressekonferenz: "Im Grundsatz werden die Priorisierungsgruppen so bleiben, wie sie sind."

Hintergrund ist, dass der Astrazeneca-Impfstoff in Deutschland nach einer entsprechenden Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) vorerst nur Erwachsenen unter 65 Jahren gespritzt werden soll. Nach dem Entwurf sollen nun aber etwa auch Diabetiker mit hohem Blutzuckerwerten eine Impfung mit hoher Priorität erhalten können. Dies gilt etwa auch für Menschen mit chronischen Leber- oder Nierenerkrankungen sowie bestimmten schweren chronischen Lungenerkrankungen. In dieser Gruppe zwei mit hoher Priorität sollen sonst weiter schwerpunktmäßig Menschen ab 70 erfasst werden.

Für die Gruppe eins mit höchster Priorität sind neben den Über-80-Jährigen und Pflegebedürftigen weiter auch Beschäftigte in der Pflege, auf Intensivstationen, in Notaufnahmen und bei Rettungsdiensten vorgesehen. Wenn sie jünger als 65 Jahre sind, sollen die Beschäftigten nach Zulassung des Astrazeneca-Präparats nun aber vorrangig diesen Impfstoff erhalten. Personen, die das 65. Lebensjahr vollendet haben, sollen in dieser Prioritätsgruppe gleich Anspruch auf Impfungen mit einem der beiden anderen Impfstoffe - von Biontech oder Moderna - haben.

Spahn sagte, allein in der höchsten Prioritätsgruppe gebe es schon viele 18- bis 64-Jährige - etwa Pflegekräfte oder Ärzte auf Intensivstationen -, die nun schneller mit dem neuen Impfstoff geimpft werden könnten. Wegen des insgesamt noch knappen Impfstoffes gibt es Impfungen vorerst nur in dieser ersten Prioritätsgruppe. Spahn betonte, dass es keinen Hinweis gebe, dass der Astrazeneca-Impfstoff in höherem Alter schlechter wirke. Vielmehr lägen nicht ausreichend Daten dazu vor.

Quelle: ntv.de, hul/rts/dpa

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