"Wir sind die neuen Juden" Venezuelas Präsident fühlt sich verfolgt
18.05.2017, 06:41 Uhr
Seit Beginn der Proteste sind in Venezuela 44 Menschen bei Demonstrationen ums Leben gekommen.
(Foto: REUTERS)
Seit Wochen demonstrieren die Menschen in Venezuela für die Absetzung von Präsident Maduro - doch der sozialistische Staatschef klebt an seinem Amt. Während er Protestierende niederknüppeln lässt, inszeniert er sich selbst als Opfer von Faschisten.
Angesichts der Proteste und der internationalen Isolation hat Venezuelas Präsident Nicolas Maduro zur energischen Verteidigung der sozialistischen Revolution aufgerufen. "Wir sind die neuen Juden des 21. Jahrhunderts", sagte Maduro in einem Diskurs. "Wir tragen keinen gelben Stern. Wir tragen rote Herzen in uns, die mit dem Verlangen erfüllt sind, für die Menschenwürde zu kämpfen." Die geplanten Demonstrationen der Opposition verglich Maduro mit den faschistischen Aufmärschen vor dem Zweiten Weltkrieg.
Verteidigungsminister Vladimir Padrino teilte mit, dass rund 2600 Nationalgardisten und Soldaten in die Region Táchira entsandt werden, nachdem Demonstranten dort zeitweilig einen Militärposten besetzt hatten. Dort starben seit Wochenbeginn mindestens zwei Menschen, seit Ausbruch der Proteste kamen in ganz Venezuela 44 Menschen ums Leben.
Die Regierung hat den Plan Zamora aktiviert, der dem bisher fest zu Maduro stehenden Militär Sondervollmachten einräumt. Festgenommene Demonstranten können auch vor Militärtribunalen abgeurteilt werden. Es gab seit Anfang April rund 2000 Festnahmen. Maduro wirft der Opposition vor, einen rechten Putsch vorzubereiten - das Bündnis "Mesa de la Unidad Democrática" weist das zurück, und wirft Maduro die Umwandlung des Staates in eine Diktatur vor.
Ecuador fordert Ende des Blutvergießens
Unter dem Präsidenten ist das südamerikanische Land mit den größten Ölreserven in eine dramatische Versorgungskrise geschlittert. Menschen haben nicht genug zu essen, die Kindersterblichkeitsrate ist um 30 Prozent gestiegen. Die Opposition fordert Neuwahlen und die Freilassung politischer Gefangener. Auch Ecuadors Präsident Rafael Correa, bisher einer der letzten Verbündeten Maduros in Südamerika, machte sich für Neuwahlen stark, um das Blutvergießen zu beenden. "Die Situation muss über den Dialog und demokratische Wege, auch über Wahlen, gelöst werden", sagte er bei einem Besuch in Buenos Aires.
In den vergangenen Wochen hatten Exil-Venezolaner reisende Regierungsvertreter und deren Familien im Ausland öffentlich beschimpft. Videos von derartigen Vorfällen von Australien bis in die USA werden in Venezuela über die sozialen Medien verbreitet. Maduros Kritiker nennen es ungeheuerlich, dass für solche Reisen Geld ausgegeben wird, während viele Menschen im Land sich weder Nahrung noch lebenswichtige Medikamente leisten können.
Quelle: ntv.de, jug/AFP/dpa