Nach Angriff durch Kommilitonen Verprügelter jüdischer Student im Krankenhaus beklaut
07.02.2024, 08:02 Uhr Artikel anhören
Laut Comedian Shahak Shapira wurden seinem Bruder Lahav in der Charité Laptop und Smartphone gestohlen.
(Foto: picture alliance / Andreas Gora)
Nach der Attacke auf einen jüdischen Studenten in Berlin ist ein Streit im Umgang mit dem Angreifer entbrannt, sollten sich die Vorwürfe bestätigen. Eine Exmatrikulation wird es wohl nicht geben, möglich erscheint ein Hausverbot. Das Opfer wurde derweil nach Angaben seines Bruders im Krankenhaus bestohlen.
Der 30-jährige jüdische Student Lahav Shapira, der am Wochenende mutmaßlich von einem propalästinensischen Kommilitonen in Berlin-Mitte geschlagen und getreten worden ist, soll im Charité-Krankenhaus bestohlen worden sein. Sein Bruder, der Comedian Shahak Shapira, schrieb auf X: "Stell dir vor, du wirst ins Krankenhaus eingeliefert, weil deine Uni ein unsicheres Umfeld für dich im Alltag geschaffen hat und dann klauen sie dir und allen anderen Patienten im Krankenhaus eure Laptops und Smartphones, während ihr schlaft."
Lahav Shapira war mit Knochenbrüchen im Gesicht in die Klinik gekommen. Die Polizei hatte berichtet, dass er und sein Kommilitone zunächst in Streit gerieten. Dann habe der 23-Jährige mehrfach zugeschlagen und auf den am Boden liegenden Shapira eingetreten. Der mutmaßliche Täter floh zunächst, wurde dann aber ermittelt.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, forderte in einem Statement die Exmatrikulation des Angreifers: "Wer einen jüdischen Kommilitonen krankenhausreif schlägt, weil er Jude ist, der hat an einer deutschen Universität nichts zu suchen. Eine Exmatrikulation des betreffenden Studenten ist alternativlos. Die FU Berlin hat die Verantwortung dafür, dass es in ihren Reihen keinen Platz für Extremismus und Antisemitismus gibt."
Schuster warf der FU Berlin eine "Beschwichtigungstaktik" und "Ausflüchte" vor. Diese müssten "endlich ein Ende haben. Wenn der Kampf gegen Antisemitismus ernst genommen wird, müssen antisemitische Straftaten zur Exmatrikulation führen."
Kritik für "Konflikt"-Formulierung
Für Kritik sorgte die Reaktion von Berlins Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra. Dem RBB sagte die SPD-Politikerin in Bezug auf einen möglichen Rauswurf des Täters: "Es ist ein hohes Grundrecht, das hier betroffen wäre von einer Exmatrikulation. Exmatrikulation aus politischen Gründen lehne ich auch grundsätzlich ab." Die Wissenschaft lebe von Austausch und Internationalität "und natürlich gibt es auch dann mal Konflikte auf dem Campus. Und die müssen wir eindämmen." Auf diese Formulierung bezogen entgegnete Shahak Shapira auf X: "WHAT? 'Konflikt'? Er hätte beinah an einer Hirnblutung sterben können."
Eine Exmatrikulation scheint indes auch aus formellen Gründen nicht möglich: "Das sogenannte Ordnungsrecht der Hochschulen, das als weitreichendste Maßnahme auch die Exmatrikulation ermöglichte, wurde durch Änderung des Berliner Hochschulgesetzes im Jahr 2021 abgeschafft. Somit ist eine Exmatrikulation schon formal nicht möglich", heißt es auf der Website der Bildungsstätte.
Möglich wäre, dass ein Hausverbot ausgesprochen wird, was auch Czyborra beim RBB befürwortete. Die Universität teilte mit: "Wenn sich bestätigt, dass der Täter Student der Freien Universität Berlin ist, wird die Hochschule umgehend die möglichen juristischen Schritte im Rahmen des Hausrechts prüfen und gegebenenfalls ein Hausverbot durchsetzen."
Quelle: ntv.de, rog