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Hohe Verluste auf allen Seiten Kriegssimulation sagt chinesische Niederlage in Taiwan voraus

Die Volksbefreiungsarmee wirbt in Peking um Rekruten.

Die Volksbefreiungsarmee wirbt in Peking um Rekruten.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Die Führung in Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik Taiwan als Teil von China. Sollte Taiwan nicht freiwillig in den Schoß der Volksrepublik zurückkehren, ist eine baldige Invasion denkbar. Diese könnte die globale Position der USA gefährden - und China in Trümmern zurücklassen.

Eine Invasion Taiwans würde für China wohl nicht mit einem Sieg enden - und erhebliche Verluste für alle Kriegsparteien zur Folge haben. Das ist das Ergebnis einer Kriegssimulation, die das Zentrum für internationale und strategische Studien (CSIS) in Washington durchgeführt hat. Laut dem Bericht, der auf 24 unterschiedlichen Szenarien basiert, würde Taiwan im Falle eines Angriffs Chinas "in den meisten Fällen als demokratisch und unabhängig bestehen bleiben". Der zu zahlende Preis wäre jedoch für alle beteiligten Staaten enorm hoch.

Die Simulation geht davon aus, dass die USA und auch Japan ihre Zusage wahr machen und Taiwan bei einem chinesischen Angriff unterstützen. Demnach könnten chinesische Raketen sehr wahrscheinlich amerikanische Militärbasen in Japan und Guam zerstören. In den meisten Szenarien würden die Vereinigten Staaten zudem zwei Flugzeugträger, zehn bis 20 weitere Kriegsschiffe und bis zu 3200 Soldaten innerhalb von nur drei Wochen verlieren. In ihrem Bericht sprechen die Militärexperten von Verlusten, die die "globale Position der USA für viele Jahre schädigen" könnten.

Weiter hieß es, dass auch die taiwanesischen Streitkräfte stark geschwächt, aber nicht vollständig bezwungen werden würden. Sie müssten eine Insel verteidigen, auf der die Grundversorgung zusammengebrochen ist.

Marine würde "in Trümmern liegen"

Für China hätte eine Invasion den meisten Szenarien zufolge jedoch weitaus größere Verluste zur Folge. Der Angriff würde demnach scheitern, bevor chinesische Truppen einen signifikanten Teil von Taiwan eingenommen oder die Hauptstadt Taipeh erreicht hätten. Laut der Simulation würden zudem rund 10.000 Soldaten fallen und Zehntausende in Kriegsgefangenschaft landen.

Zudem würde die Volksbefreiungsarmee laut der Schätzung 155 Flugzeuge und 138 Kriegsschiffe verlieren. Die Marine der Volksrepublik würde "in Trümmern liegen". Hinzu kämen Angriffe der taiwanesischen Armee auf das chinesische Festland. Die Herrschaft der Kommunistischen Partei könnte destabilisiert werden, heißt es.

"Wir haben zwei Schlussfolgerungen", zitiert der britischen "Guardian" Eric Heginbothman vom Massschussetts Insitute of Technology (MIT) und einer der Autoren der Simulation. "Erstens wird China in den meisten Fällen mit der Eroberung der Hauptstadt Taipeh scheitern. Zweitens wären die Kosten für alle Beteiligten hoch, vor allem für die USA."

Invasion vor 2027

Die Führung der Kommunistischen Partei betrachtet die demokratische Inselrepublik Taiwan als Teil der Volksrepublik. Die Regierung in Taipeh erachtet sich hingegen schon lange als unabhängigen Staat.

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Für die Simulation gilt die Annahme, dass die Invasion im Jahr 2026 stattfindet und somit ein Jahr, bevor die Volksbefreiungsarmee, wie die chinesische Armee offiziell heißt, ihren 100. Geburtstag feiert. Ohne amerikanische Unterstützung könnte sie Taiwan innerhalb von nur drei Monaten vollständig einnehmen.

Bei der ersten Angriffswelle würde China demnach mit Luftschlägen die taiwanesischen Marine und Luftwaffenstützpunkte ins Visier nehmen. Anschließend würden chinesische Kriegsschiffe die Insel umzingeln und Landungstruppen beginnen, die Straße von Taiwan zu durchqueren. Die taiwanesische Armee würde die chinesischen Truppen demnach an der Küste bekämpfen. Amerikanische und japanische Kräfte würden die chinesischen Landungsboote auf der offenen See angreifen.

(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 10. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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