Politik

Gute Stimmung beim Forum Was Griechenland und Russland verbindet

Alexis Tsipras und Wladimir Putin bei einem Treffen im April.

Alexis Tsipras und Wladimir Putin bei einem Treffen im April.

(Foto: REUTERS)

Die griechisch-russischen Beziehungen scheinen zum Wirtschaftsgipfel in St. Petersburg in voller Blüte zu stehen. Kontakte werden gepflegt, Geschäfte gemacht. Fragen und Antworten zu den Beziehungen zwischen Athen und Moskau.

Das notleidende Griechenland flüchtet sich in die Arme der Gasgroßmacht Russland. Durch den Bau einer neuen wichtigen Pipeline soll Athen von 2019 an jährlich Hunderte Millionen Euro an Gebühren für die Weiterleitung von russischem Gas einnehmen. Und auch sonst rücken Russland und das chronisch klamme EU-Land in Krisenzeiten auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg zusammen. Einige Fragen und Antworten zu den Beziehungen der Länder:

Ist Russland die Rettung für Griechenland?

Die Russen haben immer betont, dass das Finanzproblem der Griechen klare EU-Angelegenheit ist. Aber sie haben angeboten, finanzielle Hilfe zu prüfen, sollte das Euroland darum bitten. Vor allem bietet Russland dem pleitebedrohten EU-Mitglied eine dauerhafte Einnahmequelle - durch den Transit von Gas Richtung Westen. Die Russen wollen mit einem Milliardenkredit helfen, die geplante Pipeline Turkish Stream auf griechischem Gebiet zu verlängern. 2019 soll das erste russische Gas fließen. Es geht um eine Jahresmenge von 47 Milliarden Kubikmeter.

Welche Interessen verfolgt Russland bei der Zusammenarbeit mit Griechenland?

Bei dem Projekt geht es in erster Linie darum, die Ukraine als bisher wichtigstes Transitland für russisches Gas in die EU zu ersetzen. Wegen des Ukraine-Konflikts will Russland von 2020 an kein Gas mehr durch das krisengeschüttelte Nachbarland pumpen. Moskau sieht Athen aber auch als Verbündeten, um die Sanktionspolitik der EU gegen Russland in der Ukraine-Krise zu bremsen. Russland könnte künftig das wegen der EU-Sanktionen verhängte Importverbot für westliche Lebensmittel lockern - und etwa wieder griechische Pfirsiche und andere Früchte auf seinem Markt zulassen.

Welche Kontakte bestehen zwischen der Links-Rechts-Regierung und Moskau?

Viele und enge. Zahlreiche ältere Funktionäre des linken Flügels der Linkspartei Syriza waren in jungen Jahren Mitglieder der Kommunistischen Partei. Sie studierten in der damaligen Sowjetunion. Gute Beziehungen pflegt besonders Energieminister Panagiotis Lafazanis. Einst war er einer der engsten Mitarbeiter des damaligen Generalsekretärs der Kommunistischen Partei Griechenlands. In Athen macht seit Monaten der Witz die Runde, Lafazanis sei so moskautreu, dass er in Kremlchef Wladimir Putin den Nachfolger des kommunistischen Revolutionsführers Lenin sehe.

Griechenland ist Mitglied der Nato, auch die EU sieht die Kontakte zu Russland skeptisch - wie reagiert Athen auf solche Kritik?

Das griechische Außenministerium betont die "multidimensionale" Ausrichtung der Politik. "Genauso wie Deutschland seine Beziehungen zu anderen Ländern ausbaut, pflegen wir auch unsere", sagte ein hoher Diplomat kurz vor der Reise von Regierungschef Alexis Tsipras nach St. Petersburg. Es zeichnet sich aber kein Kurswechsel des EU-Landes ab. Griechenland ist nach Darstellungen von Diplomaten so eng mit der EU und dem Euroraum verflochten, dass eine Kursänderung Richtung Russland katastrophale Folgen für das Land haben könnte.

Wie stehen die Rechtspopulisten in der Regierung zu Moskau?

Auch die Unabhängigen Griechen (ANEL) sehen in Russland einen Verbündeten. Ihre Sympathie hat aber hauptsächlich religiöse Gründe. Die beiden Nationen verbinde der christlich-orthodoxe Glaube, betonen sie immer wieder. Der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos hebt gern hervor, wie wichtig die Beziehungen zu Moskau seien und wie bedeutend der Kauf russischer Waffen für Athen sei.

Ist es das erste Mal, dass Athen mit Moskau liebäugelt?

Nein. Schon der erste sozialistische Regierungschef Andreas Papandreou traf vor 35 Jahren Absprachen mit Moskau. So durfte die sowjetische Marine zwischen Kreta und dem griechischen Festland ankern. Sowjetische Kriegsschiffe durften im Notfall zur Reparatur griechische Werften anlaufen. Griechenland hat wiederholt russische Waffen gekauft. Die wichtigste Anschaffung ist ein schweres Luftabwehrsystem vom Typ S-300. Es ist zurzeit auf Kreta stationiert.

Die aktuellsten Informationen zur Griechenland-Krise bekommen Sie in unserem Liveticker.

Quelle: ntv.de, bdk/dpa

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