Politik

Massive Angriffe und KämpfeWeihnachtsfrieden in der Ukraine nicht in Sicht

24.12.2025, 08:46 Uhr
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Tag für Tag terrorisiert Russland auch die ukrainische Zivilbevölkerung, wie hier am Dienstag in Kiew. (Foto: via REUTERS)

Bundeskanzler Merz dringt auf einen Weihnachtsfrieden in der Ukraine, auch der Papst mischt sich ein. Doch dessen ungeachtet macht Russland weiter wie bisher: mit schweren Attacken auf die zivile Infrastruktur und heftigen Kämpfen an der Front.

Nach schweren Angriffen auf die Region Tschernihiw, bei denen Infrastruktur zur Energieversorgung in Mitleidenschaft gezogen wurde, hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland Zynismus vorgeworfen. "Natürlich versuchen die Russen auch dieses Fest und diesen heiligen Tag zu zerstören", sagte er am Dienstag in seiner abendlichen Videobotschaft. Die Ukraine brauche daher Unterstützung, vor allem bei der Flugabwehr - sowohl an Feier- als auch an Wochentagen.

Bundeskanzler Friedrich Merz hatte Putin vergangene Woche zu einer Waffenruhe in der Ukraine über Weihnachten aufgefordert. Die Ukraine feiert anders als in früheren Jahren Weihnachten inzwischen offiziell nach westlichem Brauch. Viele ukrainische Christen halten sich aber weiter an orthodoxe Traditionen, Weihnachten wie in Russland zum 7. Januar zu feiern.

Auch Papst Leo XIV. rief zu einer Waffenruhe auf. "Ich erneuere meine Bitte an alle Menschen guten Willens, einen Tag des Friedens zu respektieren - zumindest am Festtag der Geburt unseres Erlösers", sagte das Oberhaupt der Katholiken. "Zu den Dingen, die mich sehr traurig machen, zählt die Tatsache, dass Russland offenbar eine Forderung nach einer Waffenruhe abgelehnt hat."

Präsident Selenskyj berichtete auch über den Fortgang der Gespräche für eine Friedenslösung. Das ukrainische Verhandlungsteam sei aus den USA zurück und habe mit Blick auf ein Abkommen für ein Ende des Kriegs Fortschritte erzielt. Details nannte er nicht. "Die Ukraine wird niemals ein Hindernis für den Frieden sein", sagte Selenskyj. Zugleich warnte er davor, dass Russland den diplomatischen Prozess sprengen könnte.

Moskau und Kiew verhandeln nicht direkt miteinander. Die Delegationen beider Länder beraten sich mit amerikanischen Vermittlern, um ihre jeweiligen Positionen durchzusetzen. Zuletzt gab es mehrtägige Gespräche in Miami.

Rückzug aus Siwersk

Die russischen Streitkräfte setzen das ukrainische Militär indes weiter stark unter Druck. Kiews Truppen mussten sich aus der strategisch wichtigen Stadt Siwersk im Norden der Region Donezk zurückziehen. Im Gebiet um den Ort tobten weiterhin heftige Kämpfe, teilte der Generalstab bei Facebook mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj beklagte angesichts schwerer Luftangriffe russischen Zynismus unmittelbar vor Weihnachten.

Siwersk hatte vor Beginn des russischen Angriffskriegs vor fast vier Jahren mehr als 10.000 Einwohner. Lange Zeit galt der Frontabschnitt dort als relativ stabil, doch zuletzt hatte sich der Druck der russischen Angreifer verstärkt. Die Stadt gilt als strategisch bedeutend, weil sie Teil einer Verteidigungslinie ist, die den letzten großen von ukrainischen Kräften kontrollierten Ballungsraum im Donbass schützt. Russische Angreifer könnten nach dem Fall von Siwersk nun weiter in Richtung der Städte Slowjansk und Kramatorsk vorrücken.

Der ukrainische Generalstab teilte zu Siwersk mit: "Um das Leben unserer Soldaten und die Kampfkraft der Einheiten zu schützen, haben sich die ukrainischen Verteidiger aus der Ortschaft zurückgezogen." Kremlchef Wladimir Putin hatte bereits vor knapp zwei Wochen bei einer teilweise übertragenen Besprechung mit Generalstabschef Waleri Gerassimow die Einnahme der Stadt verkündet. Kiew dementierte das damals.

Kritischer Journalist verliert Staatsbürgerschaft

Russland verschärft derweil sein Vorgehen gegen Kriegskritiker. Die Behörden entzogen dem Journalisten Roman Anin wegen angeblicher Diskreditierung der Streitkräfte die Staatsbürgerschaft. Grund seien von Anin begangene Verbrechen, teilte das Innenministerium der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit.

Anin ist Chefredakteur des Internetportals "Waschnyje Istorii" ("Wichtige Geschichten"). Aufsehen erregten unter anderem Recherchen des Mediums über die mutmaßliche Tochter von Kremlchef Wladimir Putin und die Mitarbeit an dem internationalen Projekt zur Enthüllung von Steueroasen, bekannt als "Pandora Papers". Anin wurde Ende März in Abwesenheit wegen "wissentlicher Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte" zu 8,5 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa/AFP

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