Drei Jahre Haft wegen Spenden Weiterer politischer Gefangener stirbt in Belarus
15.01.2024, 20:57 Uhr Artikel anhören
Chrasko wurde trotz Krankheit im August zu drei Jahren Straflager verurteilt und starb mutmaßlich an einer Lungenentzündung.
(Foto: picture alliance/dpa/Viasna Human Rights Center)
2020 protestieren Hunderttausende Belarussen gegen Machthaber Lukaschenko. Viele werden verhaftet und zu drakonischen Haftstrafen verurteilt. Auch Jahre später geht der Diktator mit aller Härte gegen seine Kritiker vor. Einer davon stirbt im Gefängnis - nur wenige Monate nach seiner Festnahme.
Menschenrechtler haben dem Strafvollzug in der autoritären Ex-Sowjetrepublik Belarus erneut den Tod eines politischen Gefangenen vorgeworfen. Der 50 Jahre alte Wadim Chrasko sei an einer nicht behandelten Lungenentzündung gestorben, teilte das Menschenrechtszentrum Wjasna. Der Kritiker von Machthaber Alexander Lukaschenko sei erst ins Krankenhaus gebracht worden, als er schon nicht mehr zu retten gewesen sei.
Er starb demnach in der Nacht zum 9. Januar. Es sei bereits der vierte Todesfall eines politischen Gefangenen in Belarus, hieß es. Von den Behörden in Minsk gab es keine Angaben zu dem neuen Fall.
Laut Wjasna sind mehr als 1400 Menschen als politische Gefangene in Belarus inhaftiert. Viele von ihnen hatten sich nach der von beispiellosen Fälschungsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl 2020 an Protesten gegen Lukaschenko beteiligt.
Trotz Krankheit zu drei Jahren Haft verurteilt
Chrasko soll laut Gerichtsurteil die Opposition finanziert haben; er war trotz Krankheit im August vorigen Jahres zu drei Jahren Straflager wegen angeblicher Unterstützung von Extremisten verurteilt worden. Dabei handelte es sich laut belarussischen Medienberichten zufolge lediglich um wenige Spenden. Weitere Details wurden nicht bekannt. Die Justiz unter Lukaschenko gilt als Instrument politischer Willkür und Unterdrückung Andersdenkender.
Der Machthaber hatte sich nach der Wahl im August 2020 erneut zum Sieger erklären lassen. Die Massenproteste gegen seinen Verbleib an der Macht ließ er niederschlagen. Die belarussische Opposition und Bürgerrechtler im Exil werfen Lukaschenko massenhafte Repressionen vor. Politische Gefangene würden unter erbärmlichen Bedingungen festgehalten, und die Zahl der Inhaftierten steige immer weiter, teilte Wjasna mit.
Chrasko, der im vorigen Jahr verhaftet worden war, wurde demnach am 12. Januar in der Hauptstadt Minsk beerdigt. Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja sprach der Familie des gestorbenen Gefangenen ihre Anteilnahme aus. Sie warf dem "kriminellen Regime" Lukaschenkos vor, erkrankte Gefangene absichtlich sterben zu lassen. "Wir werden alles tun dafür, dass die Beteiligten an diesen Verbrechen ihre gerechte Strafe erhalten", sagte Tichanowskaja im Exil im Ausland.
Quelle: ntv.de, gri/dpa