Zug überrollt CNN-Reporter Wieder twittert sich Trump ins Abseits
15.08.2017, 17:52 Uhr
Ein unüberlegter Retweet bringt US-Präsidenten Donald Trump wieder einmal in Bedrängnis.
(Foto: dpa)
Drei Tage nach der Attacke in Charlottesville teilt der US-Präsident einen Cartoon, in dem ein CNN-Journalist vom "Trump-Zug" überrollt wird. Witzig oder geschmacklos? Die Nutzer streiten. Seinen Appell gegen Gewalt führt Trump jedenfalls ad absurdum.
Wieder einmal hat sich US-Präsident Donald Trump mit einem unüberlegten Tweet in die Bredouille gebracht: Nur drei Tage, nachdem ein Rechtsextremer in Charlottesville ein Auto in eine Gruppe von Demonstranten gesteuert und eine 32-jährige Frau getötet hat, teilte er auf Twitter das Bild eines Zuges, der einen CNN-Reporter überrollt. Auf der Karikatur ist die Lok mit dem Schriftzug "Trump" versehen. Das Gesicht des Journalisten verdeckt ein CNN-Logo.
"Fake News können den Trump-Zug nicht stoppen", steht über der fragwürdigen Zeichnung, die dem 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten offenbar so gut gefiel, dass er sie zunächst mit seinen knapp 36 Millionen Followern teilte. Wie die "Washington Post" berichtet, brach allerdings schon wenige Sekunden nach dem Retweet ein wahrer Sturm der Entrüstung los - viele Nutzer empfanden ihn so kurz nach dem Vorfall in Charlottesville als unpassend.
Trump beeilte sich daraufhin, den Retweet zu löschen. Allerdings zu spät. Zahlreiche Journalisten und Aktivisten hatten bereits Screenshots davon angefertigt. Die Geschichte erinnert an die Empörung, die seine letzte Medien-Tirade gegen CNN Anfang Juli ausgelöst hatte. Der US-Präsident hatte ein Video retweetet, das ihn bei einem Wrestling-Kampf mit dem CNN-Logo zeigt. Der manipulierte Clip stammte von einem früheren Auftritt, bei dem Trump vor dem Ring scherzhaft einen Mann malträtiert hatte.
Der Prügel-Präsident 2.0
CNN und weitere große US-Medienhäuser hatten den Clip als Aufruf zur Gewalt kritisiert, der Deutsche Journalisten-Verband sprach von "Hetze gegen Journalisten". Selbst der Macher des Videos entschuldigte sich öffentlich. "Das Meme wurde als reine Satire gemacht, es war nicht dafür gedacht, zur Gewalt gegen CNN oder irgendeine andere Medienorganisation aufzurufen", schrieb er auf der Online-Seite Reddit. Der Präsident selbst äußerte sich jedoch nicht zu seinem umstrittenen Retweet.
Stattdessen führt er laut "Washington Post" seinen Krieg gegen unliebsame Medien weiter. Als ihn ein CNN-Reporter am Montag fragte, warum er so lange gezögert habe, sich von rechten Gruppierungen wie der "Alt-Right" zu distanzieren, und warum er auf die Nachfragen der Journalisten nicht eingegangen sei, antwortete der Präsident demnach: "Ich mag echte Nachrichten, keine Fake News." Dann habe er mit dem Finger auf den CNN-Reporter gezeigt und hinzugefügt: "Sie sind Fake News".
"Wahrlich schlechte Leute!"
Auch auf Twitter beschwerte sich Trump später darüber, dass die "Fake News Medien" trotz seiner zusätzlichen Äußerungen zu Charlottesville "nie zufrieden" seien. "Wahrlich schlechte Leute!", monierte der 71-Jährige. Allerdings hatte Trump in seiner Erklärung zwar die rechte Gewalt in der US-Stadt verurteilt - nicht aber von rechtsgerichtetem Terrorismus gesprochen, wie es von Demokraten und auch einigen seiner republikanischen Parteifreunde gefordert worden war.
Zu allem Überfluss vertat sich Trump während seiner morgendlichen Twitter-Sitzung offenbar auch noch bei einem zweiten Retweet. Nutzer Mike Holden hatte ihn in einer Botschaft als "Faschisten" bezeichnet - und begründete dies mit Trumps Überlegung, den früheren Polizeichef von Arizona, Joe Arpaio, zu begnadigen. Arpaio war landesweit bekannt geworden, weil er unverhältnismäßig hart gegen Einwanderer vorgegangen war - und dabei auch gegen richterliche Beschlüsse verstieß.
Auch diesen Retweet löschte Trump wenig später - wohl als ihm bewusst wurde, dass er selbst mit dem Wort "Faschist" gemeint war, und nicht Arpaio. Wieder kam die Einsicht zu spät. Holden hatte den Tweet schon gesichert - und twitterte ihn erneut. "Offiziell vom Präsidenten bestätigt worden", schrieb er dazu. "Ich wünschte, das wäre etwas Gutes."
Quelle: ntv.de, jug