Proteste auch an den Polen Wieder weltweite Proteste für das Klima
25.09.2020, 14:49 Uhr
Monatelang wird hauptsächlich im Internet demonstriert, nun gehen die Aktivisten von Fridays for Future wieder auf die Straße. Weltweit waren 3000 Klimastreiks geplant. In Deutschland kommen Tausende zusammen - mit Maske und Abstand.
Die weltweite Klimaschutzbewegung Fridays for Future hat erstmals seit dem Beginn der Corona-Krise wieder größere "reale" Protestaktionen gestartet. "Wir müssen die Klimakrise wie eine Krise behandeln, so einfach ist das", sagte die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg, die die Proteste 2018 angestoßen hatte, in Stockholm. Die 17-Jährige trug wegen der Corona-Pandemie einen Mund-Nasen-Schutz. Thunberg demonstrierte zusammen mit einem Dutzend Mitstreitern vor dem schwedischen Parlament in Stockholm. Ziel sei es, "den Druck auf die Machthaber zu verstärken, damit sich die Dinge ändern", sagte die Aktivistin vor Journalisten.
In Deutschland kamen in vielen Städten Tausende Demonstranten zusammen. In Berlin sprach die Polizei von mehreren Tausend Teilnehmern an der Kundgebung am Brandenburger Tor. Die angemeldete Zahl von 10.000 wurden laut einer Sprecherin aber zunächst nicht erreicht. Die Proteste verliefen ohne Zwischenfälle.
Neben der Kundgebung am Brandenburger Tor gab es in der Hauptstadt mehrere Fahrraddemonstrationen. Das Hygienekonzept funktioniere, sagte die Sprecherin. Die Veranstalter machten zunächst keine Angabe zu der Teilnehmerzahl. In Köln schätzten die Organisatoren kurz nach dem Start zur Mittagszeit die Teilnehmerzahl bereits auf rund 7000. In Bonn berichteten die Organisatoren von 3000 Teilnehmern, die Polizei von rund 2000.
Die Organisatoren der verschiedenen Demos hatten versichert, dass Auflagen der Corona-Schutzverordnung eingehalten würden. Protestiert werden sollte mit Abstand und Masken. Die deutsche Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer hat bei der Demonstration von Fridays for Future in Berlin angekündigt, dass die Bewegung trotz der Beschränkungen in der Corona-Pandemie weiter für ihre Ziele kämpfen wird. "Wir werden im nächsten Jahr alles, was in unserer Macht steht, dafür tun, dass diese Bundestagswahl die erste ist, in der jede demokratische Partei einen 1,5-Grad-Plan hat", sagte sie am Freitag am Brandenburger Tor. Die Bewegung kämpfe für eine effektive Reduktion klimaschädlicher Treibhausgase, für mehr Klimagerechtigkeit sowie dafür, die Erderhitzung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen.
Auch Forscher in Arktis und Antarktis protestieren
Unterstützt werden die Aktivisten auch von Forschern in der Arktis und der Antarktis. Das zeigten Bilder von der deutsch-französischen Forschungsstation Awipev auf Spitzbergen, einer arktischen Expedition des Schiffs "Polarstern" sowie von der Neumayer-Station in der Antarktis, die Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven unter dem Motto #KeinGradWeiter auf Twitter veröffentlichten.
"Die Zeichen mehren sich, dass Kipppunkte erreicht werden", schrieben sie zu dem Bild aus Spitzbergen. Als Forscher stünden sie in der Verantwortung, auf Risiken hinzuweisen, die sich aus ihren Daten ergäben. Auf dem Weg in den hohen Norden sei die "Polarstern" im Rahmen der "Mosaic"-Expedition viel zu schnell ans Ziel gelangt, "weil so wenig Meereis da war!", hieß es in einem weiteren Tweet. Was in der Arktis passiere, beeinflusse auch das Wetter und Klima vor Ort in Deutschland. In den Händen hielten die Forscher dabei ein Banner mit der Aufschrift "We deliver the facts. It's time to act!" (Wir liefern die Fakten. Es ist Zeit, zu handeln!)
Wegen der Corona-Pandemie hatten die Proteste von Fridays for Future monatelang vor allem im Internet stattgefunden. Der Aktivisten zufolge sind weltweit mehr als 3000 "Klimastreiks" registriert, allein in Deutschland waren demnach an diesem Freitag mehr als 450 Demonstrationen geplant. Grünen-Chef Robert Habeck begrüßte das Engagement. Es sei "super", dass Fridays for Future mobilisiere. "Der Tag heute ist noch mal ein Signal, dass die tiefe Erkenntnis in der Gesellschaft da ist, dass sich Politik ändern muss", sagte er. Er nannte den Begriff Klimaschutz für den Aktivismus "fast ein bisschen verniedlichend". "Wir reden hier von Menschheitsschutz und uns läuft die Zeit davon."
Quelle: ntv.de, bea/dpa