Politik

Lambrecht gegen Wehrpflicht Mehr Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr

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133 Rekruten legten am Donnerstag ihren Eid ab.

133 Rekruten legten am Donnerstag ihren Eid ab.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verzeichnet die Bundeswehr zunächst steigendes Interesse. Sechs Monate später hat sich der Trend umgekehrt: Die Zahl der Bewerber sinkt, während bei der Truppe mehr Soldaten den Kriegsdienst verweigern.

Die Zahl der Kriegsdienstverweigerer in der Bundeswehr steigt deutlich an. Das berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) mit Verweis auf das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. "Im laufenden Jahr sind bisher 657 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung im Bundesamt eingegangen", sagte ein Sprecher. Im gesamten vergangenen Jahr lag die Zahl demnach bei lediglich 209. Sie hätte sich damit bis Ende August bereits mehr als verdreifacht.

Viele Antragsteller begründen ihre Verweigerung angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und einer möglichen Eskalation damit, dass sie mit einer kriegerischen Auseinandersetzung nicht gerechnet hätten, schreibt das RND. Anträge auf Kriegsdienstverweigerung müssen beim zuständigen Karrierecenter der Bundeswehr gestellt werden. Das Karrierecenter leitet sie an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben weiter. Die Allgemeine Wehrpflicht wurde 2011 ausgesetzt. Bis dahin waren Anträge auf Kriegsdienstverweigerung an der Tagesordnung und keineswegs immer erfolgreich.

Lambrecht gegen neue Wehrpflicht

Zugleich nimmt die Zahl der Bewerber für die Streitkräfte ab, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln dem RND sagte. Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges habe es kurzfristig eine erhöhte Zahl an Interessenten gegeben, so die Sprecherin. "Dementsprechend hatten sich die vereinbarten und durchgeführten Erstberatungstermine bei der Karriereberatung ebenfalls erhöht."

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht lehnte eine Wiedereinführung der Wehrpflicht trotz der durch den Ukraine-Krieg veränderten Bedrohungslage ab. "Eine Wehrpflicht-Debatte hilft uns wenig in der aktuellen Situation", sagte Lambrecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Es dauert seine Zeit, Soldatinnen und Soldaten auszubilden - unter einem Jahr macht das wenig Sinn." Zudem gebe es weder genügend Kasernen, Ausbilder noch das Gerät für zehntausende Wehrpflichtige. Auch die vom Bundesverfassungsgericht angemahnte Frage der Wehrgerechtigkeit lasse sich "nicht so einfach beantworten", fügte sie hinzu. Die Wehrpflicht müsste auch Frauen umfassen und dürfte "nicht nur jeden Vierten in einem Jahrgang betreffen".

(Dieser Artikel wurde am Montag, 19. September 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, mau

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