Politik

Debatte um Namen, Büste enthüllt Wolgograd feiert Diktator Stalin

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Egal, ob jung oder alt: Stalin hat in Russland viele Verehrer.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Josef Stalin ließ Millionen Menschen ermorden, und trotzdem wird der sowjetische Diktator von vielen Russen als Held gefeiert. Einen Tag vor dem Besuch des Kremlchefs Putin wird in Wolgograd eine Stalin-Büste enthüllt. Derweil fordern einige Politiker und Aktivisten, der Stadt ihren alten Namen zu geben - Stalingrad.

Im russischen Wolgograd ist anlässlich der Gedenkfeiern zum 80. Jahrestag der Weltkriegsschlacht in der früher Stalingrad genannten Stadt eine neue Büste des früheren sowjetischen Diktators Josef Stalin enthüllt worden. Der Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge wurde das Monument vor einem Akt zur Feier des Siegs der Roten Armee über Nazi-Deutschland enthüllt, an der am Donnerstag auch Staatspräsident Wladimir Putin teilnehmen soll. In Russland wird in letzter Zeit auch über mögliche Umbenennung der Stadt zurück in Stalingrad diskutiert.

In Russland gibt es heute nur noch wenige Monumente zu Ehren des 1953 verstorbenen Stalin. Der frühere sowjetische Staatschef steht einerseits für den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland, andererseits aber auch für eine Schreckensherrschaft, der Millionen Menschen zum Opfer fielen. Stalingrad ist in Russland bis heute Symbol für den Sieg über die Nazis, die Schlacht spielt eine zentrale Rolle für den vom Kreml propagierten Patriotismus.

Auf von Ria Nowosti verbreiteten Bildern waren Kommunalpolitiker und Vertreter der Stadt Wolgograd bei der Einweihung der Büste Stalins zu sehen. Das Konterfei Stalins ist an der Seite der beiden für ihre Rolle in der Schlacht berühmten Generäle platziert: Georgi Schukow und Alexander Wassilewski.

Bei der Gedenkveranstaltung legten unter einem grauen Himmel und den Augen Dutzender Schaulustiger Soldaten Blumen am Fuß der drei Bronzebüsten nieder. Der für das Werk verantwortliche Künstler Sergej Schtscherbakow sagte dem lokalen Nachrichtenportal V1.ru zu seiner Arbeit, es sei "alles sehr schnell" gegangen. "Wir mussten den Auftrag in kurzer Zeit ausführen", sagte er.

Umbenennung soll russische Soldaten inspirieren

Angesichts des Jubiläums werden in Russland Stimmen lauter, die fordern, die Stadt wieder in Stalingrad umzubenennen. So habe eine Veteranen-Vereinigung einen Brief mit der entsprechenden Bitte an den stellvertretenden Leiter des Sicherheitsrats und Ex-Präsident, Dmitri Medwedew, geschickt, berichtete Ria vor wenigen Tagen. Die Nachrichtenagentur zitierte zudem in einem Artikel einen Veteranen des Auslandsgeheimdiensts, der bei einer Veranstaltung vor wenigen Tagen für die Umbenennung der Stadt plädiert hatte: "Jetzt, während die gesamte NATO einen Krieg führt, um unser Land zu zerstören, wird die Wiederherstellung der heroischen Beispiele aus unserer Vergangenheit sehr wichtig sein".

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Diktator, der Millionen von Menschen ermorden ließ, als Selfie-Motiv.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

In Wirklichkeit führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die NATO unterstützt das von Moskaus Truppen angegriffene Land. Die Umbenennung Wolgograds in Stalingrad werde "unsere Jungs, die dort (in der Ukraine) gegen den faschistischen, nationalistischen Abschaum kämpfen, weiter inspirieren", betonte der Veteran laut dem Ria-Artikel.

Auch der ehemalige Kurzzeit-Ministerpräsident Russlands, Sergej Stepaschin, sprach sich für die Umbenennung aus. Bei einer Podiumsdiskussion behauptete der Politiker vor wenigen Tagen, die "absolute Mehrheit" der Wolgograder Bürger würde sich als Stalingrader bezeichnen. "Natürlich war Stalin in jeder Hinsicht umstritten", sagte der Politiker laut Ria. "Aber die Schlacht um Stalingrad werden wir nie vergessen", begründete Stepaschin seinen Vorstoß.

Putin wird bei Feierlichkeiten erwartet

Die Feierlichkeiten zu Ehren des sowjetischen Sieges in Stalingrad hatten mit Kranzniederlegungen am Fuß der Ewigen Flamme auf dem Grabmal für die Verteidiger der Stadt begonnen. Der 1. und 2. Februar wurden in Wolgograd von den Behörden zu arbeitsfreien Tagen erklärt.

Präsident Wladimir Putin wird am Donnerstag vor Ort erwartet, um eine Rede zu halten. Der Kreml rechtfertigt seine seit 24. Februar 2022 laufende Offensive gegen die Ukraine als Einsatz zur "Entnazifizierung" und somit als Fortführung des Kampfs im Zweiten Weltkrieg. Putin bezeichnet die ukrainischen Behörden immer wieder als "Neonazis", die seiner Darstellung nach entschlossen seien, die russischsprachige Bevölkerung im Osten der Ukraine auszurotten.

Quelle: ntv.de, uzh/AFP

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