"Schande für Holocaust-Opfer" Yad-Vashem-Vorsitzender erbost über aufgeklebten "Judenstern"
31.10.2023, 09:50 Uhr Artikel anhören
Der israelische UN-Botschafter und seine Mitarbeiter stecken sich aus Protest vor den Vereinten Nationen gelbe "Judensterne" mit der Aufschrift "Never Again" an. Das stößt auf herbe Kritik des Vorsitzenden der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, er bezeichnet den Akt als "Schande".
Der Vorsitzende von Yad Vashem, Dani Dayan, kritisiert die Entscheidung des israelischen UN-Botschafters Gilad Erdan, während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Montag einen "Judenstern" zu tragen. Dayan schreibt auf X, dass dieser Akt "eine Schande für die Opfer des Holocaust und für Israel" sei. "Das gelbe Abzeichen symbolisiert die Hilflosigkeit des jüdischen Volkes und das Ausgeliefertsein der Juden an andere. Heute haben wir einen unabhängigen Staat und eine starke Armee. Wir sind Meister unseres Schicksals. Heute werden wir eine blau-weiße Flagge tragen, kein gelbes Abzeichen." Der gelbe "Judenstern", den alle Juden während des Nationalsozialismus tragen mussten, steht wie kaum ein anderes Symbol für die Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung europäischer Juden durch die Nazis.
Zuvor hatte Erdan sich gemeinsam mit seinen Mitarbeitern vor dem mächtigsten UN-Gremium gelbe "Judensterne" mit der Aufschrift "Never Again" ("Nie Wieder") ans Revers gesteckt. Diese erinnern an jene Sterne, die Nazis den Juden als Kennzeichen aufgezwungen hatten. Er werde den Stern tragen, so wie seine Großeltern und die Großeltern von Millionen Juden, sagte Erdan weiter an den Sicherheitsrat gewandt. "Wir werden den Stern tragen, bis Sie die Gräueltaten der Hamas verurteilen und Sie die sofortige Freilassung unserer Geiseln fordern."
Dayan hatte bereits vor gut einer Woche im Zusammenhang mit der Kontroverse um die Äußerungen von UN-Generalsekretär António Guterres zum Krieg im Gazastreifen darauf hingewiesen, dass sich das Massaker an Juden durch die Hamas am 7. Oktober vom Holocaust unterscheide, da Israel mittlerweile wehrhaft sei und nicht mehr "von der Gnade anderer abhängig". Er wies Guterres aber auch in die Schranken: Das Massaker habe "die Ernsthaftigkeit von Staats- und Regierungschefs, Intellektuellen und Influencern auf die Probe gestellt, die nach Yad Vashem kommen und 'Nie wieder' schwören", sagte Dajan. "Jene, die 'verstehen' wollen, einen rechtfertigenden Kontext suchen, die Täter nicht kategorisch verurteilen und nicht zur bedingungslosen und sofortigen Freilassung der Geiseln aufrufen, haben den Test nicht bestanden. UN-Generalsekretär António Guterres hat den Test nicht bestanden."
Guterres hatte am 24. Oktober die israelischen Gegenangriffe im Gazastreifen kritisiert und von "eindeutigen Verstößen gegen das humanitäre Völkerrecht" gesprochen. Er verurteilte den Hamas-Terroranschlag am 7. Oktober zwar, sagte aber, dieser habe "nicht im luftleeren Raum" stattgefunden. In dem Zusammenhang sprach Guterres von der "erdrückenden Besatzung" palästinensischer Gebiete durch Israel. Israel forderte wegen der Äußerungen seinen Rücktritt.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa