Seit Kriegsbeginn im Nahen Osten Zahl antisemitischer Akte in Frankreich "explodiert"
06.11.2023, 00:58 Uhr Artikel anhören
Als der Nahost-Konflikt mit dem Angriff der Hamas auf Israel eskaliert, hat das Folgen für Menschen jüdischen Glaubens weltweit. So nehmen etwa in Frankreich, wo es die größte jüdische Gemeinde Europas gibt, die antisemitischen Taten nach Angaben aus Paris stark zu.
In Frankreich sind seit dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober mehr als tausend antisemitische Vorfälle gemeldet worden. "Die Zahl der antisemitischen Akte ist explodiert", sagte Innenminister Gérald Darmanin am Sonntagabend dem Fernsehsender France 2. Im Zusammenhang mit den insgesamt 1040 gemeldeten Vorfällen seien 486 Menschen festgenommen worden, darunter 102 Ausländer, sagte der Minister.
Am 7. Oktober hatten Hunderte Kämpfer der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas Israel überfallen und in einer Reihe von Ortschaften und bei einem Musikfestival wahllos Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt, darunter viele Frauen und Kinder. Nach israelischen Angaben wurden 1400 Menschen getötet, mehr als 240 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion nahm Israel den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Dabei wurden nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 9700 Menschen getötet.
Ähnlich wie in Deutschland hat der Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation die Zahl gemeldeter antisemitischer Akte in Frankreich deutlich ansteigen lassen. Da in Frankreich sowohl die größte jüdische als auch die größte muslimische Gemeinde Europas lebt, ist die Sorge der Regierung in Paris groß, dass der Nahost-Konflikt auf das Land übergreifen könnte.
"Wer Juden angreift, greift uns alle an"
Hierzulande ermahnte Bundeskanzler Olaf Scholz die Menschen angesichts antisemitischer Vorfälle zum "Schutz von Jüdinnen und Juden". Dies sei eine Frage der Zivilcourage, sagte Scholz in einem Gespräch mit dem "Mannheimer Morgen". "Wer Juden in Deutschland angreift, greift uns alle an", betonte er. Der Staat schütze jüdische Einrichtungen. "Antisemitismus werden wir nicht akzeptieren. Wir haben glasklare Gesetze: Es ist strafbar, israelische Fahnen zu verbrennen. Es ist strafbar, den Tod von Unschuldigen zu bejubeln. Es ist strafbar, antisemitische Parolen zu brüllen", sagte Scholz weiter. Die Strafverfolgungsbehörden stünden in der Pflicht, solche Verstöße zu ahnden.
Zuletzt gab es in Deutschland aufgrund des Gaza-Kriegs infolge des verheerenden Terrorangriffs der islamistischen Hamas im israelischen Grenzgebiet vermehrt pro-palästinensische Demonstrationen. Allein nach den Demonstrationen vom Wochenende - vier Wochen nach Kriegsbeginn - ermittelt die Polizei in diversen Fällen wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa