Effekt des Brexits spürbar Zahl der Einbürgerungen geht deutlich zurück
26.05.2021, 10:47 Uhr
Bis Ende 2020 konnten Briten bei ihrer Einbürgerung in Deutschland auch die britische Staatsangehörigkeit behalten.
(Foto: picture alliance/dpa)
Nach dem Brexit-Referendum lassen sich viele in Deutschland lebende Briten einbürgern - im letzten Jahr sinkt die Zahl dann um fast zwei Drittel. Auch insgesamt werden 2020 weniger deutsche Pässe an Ausländer ausgestellt. Nur aus einem Land gibt es sogar mehr Einbürgerungen als im Vorjahr.
Im Corona-Jahr 2020 wurden deutlich weniger Ausländer in Deutschland eingebürgert. Die Zahl sank um 19.000 oder 15 Prozent im Vergleich zu 2019 auf 109.900, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Dieser Rückgang ist gut zur Hälfte auf die verminderte Zahl an Einbürgerungen von Britinnen und Briten zurückzuführen", hieß es zur Begründung. 2020 wurden demnach nur noch 4900 britische Staatsangehörige eingebürgert. Das waren 9700 oder knapp zwei Drittel weniger als 2019, als der bisherige Höchststand an Einbürgerungen von Briten erreicht worden war. Nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union konnten diese bis Ende 2020 einen Antrag stellen, bei ihrer Einbürgerung ihre britische Staatsangehörigkeit zu behalten.
Angesichts der Unsicherheiten, mit denen der Brexit verbunden war, hatten sich allerdings viele Einbürgerungswillige bereits früher darum bemüht. In den fünf Jahren seit dem Brexit-Referendum 2016 haben sich bisher insgesamt 36.500 Britinnen und Briten in Deutschland einbürgern lassen. Ohne Berücksichtigung britischer Staatsangehöriger verzeichnet die Statistik 2020 noch einen Rückgang um 9400 Einbürgerungen oder acht Prozent im Vergleich zu 2019. "Dieser Rückgang spiegelt auch wider, dass es im Jahr des Ausbruchs der Corona-Pandemie bei den zuständigen Behörden teilweise zu verlängerten Wartezeiten kam und weniger Anträge bearbeitet werden konnten", hieß es.
Dabei ließen sich Menschen mit 173 unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten in Deutschland einbürgern. Davon hatte gut ein Viertel bisher die Staatsangehörigkeit eines EU-Mitgliedstaates. Hier bildeten rumänische Staatsangehörige mit 5900 Einbürgerungen erstmals die größte Gruppe. Wie bereits in den Vorjahren wurden Türken insgesamt am häufigsten eingebürgert, auch wenn es hier einen deutlichen Rückgang von 28 Prozent auf 11.600 gegeben hat. Syrische Staatsangehörige stellten erstmals die zweitgrößte Gruppe unter den Eingebürgerten: Entgegen dem allgemeinen Trend stieg ihre Zahl um knapp drei Viertel auf 6700. "Für die kommenden Jahre ist zu erwarten, dass die Zahl weiter ansteigt, wenn immer mehr der zwischen 2014 und 2016 eingereisten syrischen Schutzsuchenden die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen", so das Statistikamt.
Quelle: ntv.de, jhe/rts