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"Nichts für das Land" Zehntausende demonstrieren wütend gegen Netanjahu

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Die Proteste sollen auch in den nächsten Tagen weitergehen.

Die Proteste sollen auch in den nächsten Tagen weitergehen.

(Foto: picture alliance/dpa/AP)

Den zweiten Abend in Folge gehen in Israel Zehntausende gegen Ministerpräsident Netanjahu auf die Straße. Die Demonstrationen sollen über die nächsten Tage fortgesetzt werden. Das Ziel: unter anderem vorgezogene Neuwahlen und einen raschen Geisel-Deal.

Zehntausende von Menschen haben in Israel den zweiten Tag in Folge gegen die Regierung des rechtskonservativen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu demonstriert. Demonstrantinnen und Demonstranten forderten bei wütenden Protesten in der Nähe des Parlaments in Jerusalem einen Rücktritt der Regierung, eine Neuwahl sowie einen raschen Deal zur Freilassung der Geiseln in der Gewalt der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas. Die Menschenmenge erstreckte sich über mehrere Straßenzüge rund um die Knesset.

Die Organisatoren kündigten an, die Demonstration über mehrere Tage fortzusetzen. Oppositionsführer Jair Lapid kritisierte Netanjahu bei der Demonstration scharf. Der Regierungschef zerstöre Israels Beziehungen zu den USA und überlasse die Hamas-Geiseln ihrem Schicksal, sagte er unter anderem. "Alles für die Politik, nichts für das Land."

Netanjahu wies die Kritik an seiner Verhandlungsführung und die Forderungen nach einer Neuwahl entschieden zurück. "Die Rufe nach einer Wahl jetzt, auf dem Höhepunkt des Krieges, einen Moment vor dem Sieg, werden Israel für mindestens ein halbes Jahr lähmen, meiner Einschätzung nach sogar acht Monate", sagte er.

Netanjahu: "Es gibt keinen Sieg, ohne nach Rafah hineinzugehen"

Eine Neuwahl würde außerdem die Verhandlungen über eine Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für eine Feuerpause im Gaza-Krieg sowie die Freilassung palästinensischer Häftlinge lähmen, sagte Netanjahu. Dies würde "ein Ende des Krieges herbeiführen, bevor die Ziele erreicht sind" und damit vor allem der Hamas in die Hände spielen. Er sei verpflichtet, alle Geiseln heimzuholen, betonte er. "Ich werde niemanden zurücklassen."

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Bei dem brutalen Terrorüberfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen aus dem Gazastreifen hatten Terroristen mehr als 250 Menschen aus Israel in das Küstengebiet verschleppt. Etwas mehr als 100 Geiseln waren im Rahmen eines Abkommens im November freigekommen. Knapp 100 Entführte in der Gewalt der Hamas dürften nach israelischen Schätzungen noch am Leben sein. Angehörige der Geiseln haben Netanjahu vorgeworfen, er habe kein echtes Interesse daran, ihre Freilassung zu erzielen.

Netanjahu bekräftigte zudem seine Ankündigung einer militärischen Bodenoffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen. Dorthin hat sich mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Bewohner des abgeriegelten Gebiets vor den Kämpfen andernorts geflüchtet. Die geplante Offensive wird international wegen der Gefahr für die Zivilisten und einer drohenden humanitären Katastrophe scharf kritisiert. "Es gibt keinen Sieg, ohne nach Rafah hineinzugehen", sagte Netanjahu dazu. Laut Militär gibt es dort weiterhin Bataillone der Hamas.

Quelle: ntv.de, ses/dpa/AP

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