Werteunion-Chef unter Druck Meuthen greift Maaßen wegen zu großer AfD-Nähe an
26.09.2025, 10:40 Uhr Artikel anhören
Maaßen sprach im Sommer auf einer Pressekonferenz der AfD. Vorstandsmitglieder seiner Werteunion werfen ihm vor, der Partei viel zu nahe zu stehen.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der Werteunion brodelt es. Der Bundesvorsitzende sei auf Abwegen, beklagen einige Vorstandsmitglieder. Maaßen rede der AfD das Wort und kooperiere mit einem Rechtsextremen. Mitglieder um den Ex-AfD-Chef Meuthen attackieren ihn scharf dafür. Aus ihrer Sicht gebe es nur eine Konsequenz.
Vorstandsmitglieder der Wertunion haben den Bundesvorsitzenden Hans-Georg Maaßen mit scharfen Worten für seine zu große Nähe zur AfD kritisiert und ihm wiederholt einen autokratischen Führungsstil vorgeworfen. Maaßen würde mit seinen öffentlichen Äußerungen die Daseinsberechtigung der Werteunion infrage stellen, da er ihre Rolle auf die eines Steigbügelhalters der AfD reduzieren würde, heißt es darin. Das Schreiben ist von sechs der elf Mitglieder des Bundesvorstands unterzeichnet, unter anderem vom stellvertretenden Vorsitzenden und Ex-AfD-Chef Jörg Meuthen. Sie fordern als Konsequenz Maaßens Rücktritt.
Neu ist der Streit nicht, so schreiben die Vorstandsmitglieder selbst. Auch die Vorwürfe wurden bereits in der Vergangenheit erhoben. Die Schärfe hat nun allerdings durchaus eine neue Qualität. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Ex-Verfassungsschutzpräsidenten Maaßen, aber nicht nur. Auch Michael Kuhr, ebenfalls Mitglied des Bundesvorstands, wird attackiert. Sein X-Account sei eine einzige Werbetafel für die AfD, heißt es nun von Meuthen und Co. Alles, was Kuhr dort schreibe, habe er mit Maaßen abgestimmt, erklärt der nach Angaben der Vorstandsmitglieder selbst.
Die Kritiker um Meuthen und die ebenfalls stellvertretende Bundesvorsitzende Sylvia Pantel wollten zwar keine Brandmauer zur AfD errichten. Im Gegenteil: sie konstatieren sogar, gemeinsame Ziele zu haben. Allerdings sei dafür ein christlich basierter, freiheitlicher Wertekanon unverzichtbar, wie es heißt.
Einen Beleg für ihre Anschuldigungen sehen die Vorstandsmitglieder neben den Äußerungen Kuhrs auf X in der Zusammenarbeit Maaßens mit dem Rechtsextremisten Erik Ahrens. Der sei einer der prominentesten rechtsextremen Influencer Deutschlands, heißt es in dem Schreiben.
Kooperiert Maaßen mit Rechtsextremist oder Ex-Nazi?
Die aktuelle Rolle von Ahrens ist umstritten. Fakt ist, dass er in der Vergangenheit mit Aussagen zur Rassentheorie und Sympathiebekundungen für die SS klar als Rechtsextremist einzuordnen war. Ahrens soll zudem maßgeblich für die erfolgreiche Strategie der AfD auf Tiktok verantwortlich sein. Er hat unter anderem den AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah hinsichtlich des erfolgreichen Auftretens in sozialen Medien beraten.
Ende 2024 soll es zu einem offenen Bruch sowohl zwischen der AfD und Ahrens als auch zwischen anderen Rechtsextremen wie dem Verleger Götz Kubitschek und dem Influencer gekommen sein. Ahrens behauptet, aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen zu sein. In seinem X-Account nennt er sich selbst "Ex-Nazi Erik Ahrens" und verwendet die Regenbogenflagge in seinem Profil. Wie glaubhaft dieser Schritt ist, lässt sich schwer bewerten. Für die Vorstandsmitglieder der Werteunion bleibt Ahrens im aktuellen Schreiben ein Rechtsextremist. Und die Kooperation Hans-Georg Maaßens mit ihm sei daher eine Belastung.
Werteunion-Vize Meuthen schreibt: "Ich bin nicht aus der AfD ausgestiegen, um nun ausgerechnet in einer werteorientierten Partei die offene Tolerierung von Rechtsextremismus zu erleben, und das noch von ihrem Vorsitzenden. Das ist nicht tragbar und muss Konsequenzen haben!"
Und die lauten: Maaßen müsse die Vertrauensfrage stellen, so die Unterzeichner. Darum würde der Bundesvorsitzende parteiintern "nicht umhinkommen". "Nach unserem Dafürhalten ist ein Rücktritt des Vorsitzenden die einzige Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit der WerteUnion aufrechtzuerhalten."
Quelle: ntv.de, als