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Trotz der Hamas-Massaker Zustimmung für Bodenoffensive schwindet in Israel

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Die israelische Armee steht bereit für eine Offensive in den Gazastreifen.

Die israelische Armee steht bereit für eine Offensive in den Gazastreifen.

(Foto: IMAGO/UPI Photo)

Nach dem Blutbad der Hamas und der Ermordung Hunderter Zivilisten ist das Entsetzen groß in Israel - und auch die Unterstützung für eine Bodenoffensive in den Gazastreifen. Doch mittlerweile wächst die Skepsis. Dafür gibt es offenbar vor allem einen Grund.

49 Prozent der Israelis sind einer Umfrage zufolge dafür, mit einer großangelegten Bodenoffensive im Gazastreifen abzuwarten. Dagegen äußern nur 29 Prozent die Meinung, das israelische Militär solle sofort in den Küstenstreifen einmarschieren, wie aus einer von der Zeitung "Maariw" veröffentlichten Befragung hervorgeht. Damit schwinde die Unterstützung für eine Bodenoffensive deutlich: Bei einer Befragung am 19. Oktober waren noch 65 Prozent für eine Invasion, wie das Blatt weiter berichtet.

Die Antworten in der Umfrage legten nahe, dass die rund 200 von der Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln eine wichtige Rolle bei dem Meinungsumschwung spielen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat erklärt, 50 Geiseln seien dort bei israelischen Luftangriffen getötet worden. Eine freigelassene Geisel berichtete, sie sei in einem Hamas-Tunnel festgehalten worden, der von Israel ins Visier genommen wird.

Am Mittwochabend hatte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erneut bestätigt, dass sich die Armee auf eine Bodenoffensive im Gazastreifen vorbereite. "Ich werde nicht sagen, wann, wie und wie viele." Er werde auch nicht auf die Bandbreite der Überlegungen eingehen, von denen die meisten der Öffentlichkeit nicht bekannt seien, sagte der Regierungschef. "Und so soll es auch sein. Das ist der Weg, damit wir das Leben unserer Soldaten schützen."

Bereits vereinzelt Bodentruppen im Gazastreifen

Bisher schickt die israelische Armee lediglich vereinzelt Bodentruppen in den Gazastreifen, zuletzt in der Nacht. US-Präsident Joe Biden empfahl Israel Berichten zufolge, mit der Bodenoffensive noch zu warten. Die Angriffe aus der Luft, mit denen Israel auf den Großangriff der Hamas am 7. Oktober reagiert, halten allerdings an. Trotz der Luftangriffe greifen militante Palästinenser im Gazastreifen israelische Ortschaften weiter mit Raketen an.

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Auch Efraim Halevy, ehemaliger Chef des israelischen Geheimdiensts Mossad, warnte jüngst vor einer großangelegten Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen. Diese sei im Moment riskant. "Ein Einmarsch mit einer großen Armee in das Gebiet wäre ein Fehler", sagte Halevy dem "Handelsblatt". Eine solche massive Operation "haben wir noch nie durchgeführt", es fehlten schlicht die Erfahrungen, um die Risiken einer solchen Aktion einzuschätzen.

Der Ex-Mossad-Chef rät zu einer "Denkpause", wie er der Zeitung sagte. In dieser Zeit könne ein "Überraschungseffekt entstehen, eine kreative Lösung". Nach seiner Einschätzung zögert das israelische Militär mit der angekündigten Bodenoffensive wegen der absehbaren Dauer und des hohen Verschleißes - von den menschlichen Opfern ganz zu schweigen. Auch die Geiseln seien Teil des Entscheidungsprozesses.

Quelle: ntv.de, ghö/rts

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