Mit 120 Menschen an Bord Zweites Evakuierungsflugzeug hebt in Kabul ab
17.08.2021, 14:47 Uhr
Unter den Passagieren des zweites Evakuierungflugs der Bundeswehr befinden sich neben Deutschen auch Bürger von NATO-Mitgliedsstaaten.
(Foto: picture alliance/dpa)
"Eine echte Luftbrücke" nach Kabul aufbauen, wäre das Wunschszenario der Bundeswehr. Ob das allerdings gelingt, ist noch ungewiss. Die Lage am Flughafen ist immer noch kritisch. Ein zweites Rettungsflugzeug der Bundeswehr konnte immerhin 120 Menschen in Sicherheit bringen.
Ein zweites Transportflugzeug der Bundeswehr hat den Flughafen von Kabul nach ntv-Informationen verlassen. An Bord sind rund 120 Menschen. "Wir nehmen alles mit, was vom Platz her in unsere Flugzeuge passt", hatte Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer zuvor in Berlin gesagt. Dies betreffe deutsche Staatsbürger, gefährdete Afghanen und Staatsbürger verbündeter Nationen. Gemeinsames Ziel mit den Verbündeten sei es, "so viele wie möglich auszufliegen".
Die Ministerin gab auch bekannt, dass deutsche Soldaten am Flughafen Kabul Stellung bezogen hätten, um die Rettungsflüge abzusichern. Ihre wichtigste Aufgabe sei es angesichts der instabilen Lage am Flughafen, "diejenigen, die abfliegen, zum Flugzeug zu bringen. Dazu brauchen wir eigene Kräfte."
Wie lange die Rettungsaktion dauern werde, konnte Kramp-Karrenbauer nicht sagen. Die Bundeswehr habe sich auf zwei Szenarien eingestellt: Das erste beinhalte, dass es nur einen sehr "kurzen Zeitslot" für die Evakuierungsflüge gebe. Das zweite Szenario beinhalte, dass die Luftwaffe möglicherweise bis in die kommende Woche hinein "eine echte Luftbrücke" aufbauen könne.
Ein erster Evakuierungsflug der Luftwaffe war in der Nacht unter schwierigen Umständen in Kabul gelandet. Die Maschine konnte aber nur sieben Menschen ausfliegen.
Ausreise für Afghanen erschwert
Einem internen Dokument des Bundesverteidigungsministeriums zufolge ermöglichen die Taliban ausländischen Staatsangehörigen die zunehmend geordnete Ausreise über den Flughafen - für afghanische Staatsbürger werde die Zufahrt zum Flughafen aktuell aber erschwert. "Rund um den Flughafen Kabul wurden Sicherungsposten durch die Taliban eingerichtet, die die Zufahrt zum Flughafen kontrollieren", heißt es in einem als "Verschlusssache" eingestuften Lagebericht des Ministeriums an den Bundestag. "Dadurch beginnt sich die Lage am Flughafen zu beruhigen."
Weiter heißt es zur aktuellen Lage: "Mit der Abriegelung des Flughafens ermöglichen die Taliban den internationalen Kräften zunehmend einen geordneten Flugverkehr zur Evakuierung ihrer Staatsangehörigen einzurichten. Gleichzeitig wird jedoch durch die Abriegelung des Flughafens für afghanische Staatsbürger eine Evakuierung ehemaliger afghanische Ortskräfte erschwert."
Zu der geplanten Luftbrücke heißt es in dem Schreiben: "Es ist beabsichtigt, die zu evakuierenden Personen in mehreren Umläufen mit geschütztem militärischen Lufttransportraum von Kabul in das sichere Umfeld des Gastlandes Usbekistan auszufliegen und sie in einem weiteren Schritt von dort aus unter Federführung des Auswärtigen Amtes nach Deutschland zu verlegen." Das in Kabul verbliebene Personal der deutschen Botschaft sei bereits durch ein Krisenunterstützungsteam verstärkt worden, heißt es in dem Sachstandsbericht weiter.
"Die Lage in Afghanistan hat sich in den letzten Wochen sehr dynamisch und in einer nicht vorhersehbaren Geschwindigkeit verschlechtert", heißt es in dem Bericht des Ministeriums. "Während die Offensiven der Taliban auf ganze Distrikte beziehungsweise Provinzhauptstädte nur einen Auslöser für diese Entwicklung darstellen, ist der hauptsächliche Grund in den dynamischen Auflösungserscheinungen der afghanischen Sicherheitskräfte zu suchen."
Quelle: ntv.de, hny/AFP